Punkt, Punkt, Sternchen, Strich?! Die Kunst des Genderns

Regenbogenflagge Gerechtigkeit gegenüber allen Geschlechtern kann auch durch Sprache ausgedrückt werden. (Foto: Pixabay/Chickenonline)

Die großen Medienunternehmen machen es, der Duden macht es und auch die Universität Hamburg hat eine neue Empfehlung veröffentlicht: Das Gendern wird momentan viel diskutiert. Die verschiedenen Möglichkeiten können allerdings sehr verwirrend sein. Wie man am besten vorgeht lest ihr hier.

Liebe Leserinnen und Leser, LeserInnen und Leser:innen oder doch Leser*innen? Gendern ist ein Teil der Kommunikation geworden, aber auch ein großer Streitpunkt. Aktuell bekommt der Duden viel Kritik von Sprachwissenschaftler*innen ab, da er zum Beispiel den „Mieter“ als männliche Person, die etwas mietet, beschreibt. Somit werden nicht nur weibliche Mieterinnen, sondern auch Personen, die sich als divers oder mit dem dritten Geschlecht identifizieren, ausgeschlossen. Dass die Online-Ausgabe des Dudens das generische Maskulinum ablehnt und durch die jeweilige weibliche Form wie „Mieterin“ ergänzt, zeigt dass sich das Thema noch im Wandel befindet und aktuell noch viel passiert. Aber welche Form des Genderns soll denn nun verwendet werden?

Auch in der wissenschaftlichen Welt beispielsweise in Doktorarbeiten ist eine geschlechter-gerechte Sprache noch nicht immer angekommen (das zeigt an dieser Stelle schon die Bezeichnung Doktorarbeit anstelle von Doktor*innenarbeit). An der Uni Hamburg (UHH) gibt es dazu verschiedene Ansätze, um den Gebrauch des Genderns zu vereinfachen. Es handelt sich hierbei aber um eine Empfehlung und keine Vorschrift. Welche Formen und Arten des Genderns es gibt und was die Unterschiede sind, werden wir euch hier einmal vorstellen.

Vorab aber der Hinweis: Es gibt nicht die eine richtige Art, zu gendern! Die UHH hat sich bereits 2019 in den Gleichstellungsrichtlinien dazu geäußert:

„Eine geschlechter-gerechte Sprache, die Frauen und Männer gleichermaßen berücksichtigt, ist in allen schriftlichen und mündlichen Äußerungen der Universitätsmitglieder und Angehörigen zu berücksichtigen.“

Gleichstellungsrichtlinie der Universität Hamburg, S. 5

In dieser Aussage steckt die Gleichberechtigung für Frauen und Männer, jedoch wird hier das diverse, als auch das dritte Geschlecht exkludiert. Dazu hat die Stabsstelle Gleichstellung mit Expert*innen der verschiedenen Fachrichtungen der UHH gesprochen. Aus den Gesprächen leiten sich verschiedene Versionen, die sich je nach Anlass des Textes bzw. des Formulars unterscheiden, ab. Hier einmal die allgemeine Aufschlüsselung:

Geschlechtsneutrale Version: Bei dieser Variante wird versucht, kein Geschlecht zu betonen. Bei den Begriffen „Studierende“, „Mitarbeitende“ oder „Interessierte“ oder auch bei personenbezogenen Varianten wie „Lehrkraft“ oder „Leitung“, können diese Versionen verwendet werden. Ein Nachteil hierbei ist, dass mit einigen der Begriffe Rollenklischees verbunden werden könnten, wodurch das andere Geschlecht unsichtbar gemacht werden kann.

Das Gendersternchen: Der Genderstern inkludiert auch weitere Geschlechter neben weiblich und männlich. So werden sprachlich unter anderem auch diverse Menschen und das dritte Geschlecht angesprochen. Zudem ist die Nutzung des Gender-Asterisk vergleichsweise einfach und schnell umsetzbar. Einen Nachteil hat das Gendersternchen jedoch: Es gewährleistet keine Barrierefreiheit, da diese Variante von Sprachprogrammen nicht erkannt wird (z.B. Poth, 2020).

Die Gendergap:  Die Gap oder Pause ist eine ältere Form als das Gendersternchen. Durch die sprachlich entstehende Pause wird allen Geschlechtern Platz eingeräumt. Die Gap wird zum Beispiel bei „Lehrer_innen“ benutzt. Hierbei ist das Problem, dass die Pause nicht erkennbar ist, wenn der Text zusätzlich unterstrichen ist.

/-innen, (innen), und das Binnen-I: Diese Version nimmt nicht viel Platz in Anspruch und ist einfach und schnell umsetzbar. Die Verwendung der Formen „/-innen“ oder „Innen“ suggeriert, dass weibliche Personen nur ein Anhängsel hinter der männlichen Version sind. Zudem werden die weiteren Geschlechter ausgeschlossen.

Die Beidnennung: Die Beidnennung wird mittlerweile häufig verwendet insbesondere in der Politik wird diese Form zum Beispiel häufig in Reden genutzt. Diese Verwendung beispielsweise bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inkludiert ebenso wie die Benutzung des „/-“ oder das Binnen-I lediglich die beiden Geschlechter männlich und weiblich. Zudem ist diese Version sehr lang und verbraucht viel Platz.

Genderdoppelpunkt: Diese Variante wird auch an der UHH empfohlen. Sofern keine Möglichkeit für eine genderneutrale Verwendung gegeben ist, wird die Nutzung des Genderdoppelpunkts bevorzugt, wie zum Beispiel beim Wort „Student:innen“. Der Doppelpunkt ermöglicht die Barrierefreiheit durch die bessere Lesbarkeit von Screenreadern als vergleichsweise bei dem Gendersternchen und inkludiert alle Geschlechter.

Die aktuelle Empfehlung der Universität Hamburg zur geschlechtergerechten Sprache sowie weitere Hinweise gibt es hier.