Soja und Nachhaltigkeit – passt das zusammen?

Die größten Sojaanbaugebiete befinden sich in Südamerika und den USA

Der Umwelt zuliebe ernähren sich immer mehr Menschen vegetarisch oder vegan und greifen deshalb manchmal auf sojahaltige Produkte zurück. Aber sind Tofu, Sojamilch und Co. überhaupt nachhaltig?

Immer mehr Menschen wollen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Viele passen deshalb ihren Ernährungsstil an: In Deutschland ernähren sich ungefähr 10 % der Menschen vegetarisch und ungefähr 1% vegan. Die Zahlen stammen von einer Umfrage der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse im Jahr 2019. Im Vergleich dazu spricht das Robert Koch-Institut 2016 von 4% Vegetarier*innen in Deutschland. Vor einigen Jahren waren es noch weitaus weniger. Die Lebensmittelindustrie hat diesen Trend längst erkannt und die Supermarktregale sind gefüllt mit fleischlosen Ersatzprodukten – oft sind diese auf Sojabasis.

Die größten Anbaugebiete für Sojapflanzen weltweit befinden sich in Brasilien, den USA und Argentinien. Und der Export derselben boomt: Die Nachfrage nach Soja hat sich in den letzten Jahren drastisch erhöht. Riesige Wald- und Savannenflächen fallen dem steigenden wirtschaftlichen Interesse zum Opfer und werden für den Anbau der Bohnen abgeholzt. Das hat wiederum negative Auswirkungen auf das Klima.

Hauptabnehmer der südamerikanischen Sojabohnen sind China und die EU. Laut Greenpeace-Report ist der Grund hierfür nicht etwa der wachsende Hunger der Bevölkerung auf Tofuschnitzel und Veggieburger, sondern die steigende Nachfrage nach Fleisch- und Milchprodukten. Fast 90% des importierten Sojas werden in der EU als Tierfutter genutzt, nur ein vergleichsweise geringer Anteil geht in die direkte Lebensmittel- oder Biodieselproduktion. Ein hoher Konsum tierischer Lebensmittel steht also häufig in Verbindung mit den Negativfolgen des steigenden Sojaanbaus für die Futtermittelindustrie. Waldrodungen und der Soja-Anbau in Monokulturen schränkt die natürliche Biodiversität der betroffenen Gebiete stark ein, prangert der WWF an.

Der größte Teil der in Südamerika angebauten Sojapflanzen ist außerdem genmanipuliert und wird mit Pestiziden behandelt. Diese Pflanzen dürften deshalb gemäß der EU-Richtlinien weder hier angebaut, noch als Lebensmittel für Menschen verkauft werden.

Aber woher kommen die Sojaprodukte in meinem Kühlschrank dann?

Viele Hersteller, die ihre Soja-Lebensmittel in deutschen oder europäischen Supermärkten verkaufen, beziehen ihre Sojabohnen aus dem europäischen Inland. Ein kleinerer Teil wird häufig aus Kanada oder China importiert. Immer mehr Sojapflanzen werden auch in Deutschland oder Österreich angebaut. Vor allem in Süddeutschland sind die klimatischen Bedingungen für die eiweißreichen Bohnen gut. Im Vergleich zum Soja-Import ist die Menge der hierzulande wachsenden Bohnen allerdings immer noch gering: Rund 30.000 Tonnen in Deutschland angebauten Sojabohnen stehen mehr als die hundertfache Menge an importierten Pflanzen gegenüber.

Den Nachbarn beim Grillen seiner Tofuwürstchen für die Abholzung des Regenwalds verantwortlich zu machen, wäre also falsch. Trotzdem lohnt sich beim Kauf von Sojaprodukten der Blick aufs Etikett: In welchem Land und unter welchen ökologischen Standards das Lebensmittel hergestellt wurde, spielt in Sachen Nachhaltigkeit natürlich eine wichtige Rolle. Beispielsweise im Hinblick auf den Transportweg, den das Produkt hinter sich hat oder die Art des Anbaus. Eine nachhaltige Lösung für Soja-Esser*innen können also biologisch zertifizierte Sojaprodukte aus dem Inland oder möglichst Nachbarländern sein.