Aber die Komplizen vom Sensenmann lassen dafür tüchtig die Sau raus – in mehr als einer Hinsicht. So galoppiert ein Wollschwein durch fremde Gärten und mit der Ruhe im schweizerischen Schiers-Maria ist es aus. Zumindest für fünf Bewohner*innen des Weilers, von denen zwei versuchen, das Geheimnis um die seltsamen Geschehnisse zu lüften.
Denn das Wollschwein Persephone ist nicht das Einzige, was Odette Ernestine Montebello in ihrem neuen Garten findet. Dort hängt eines kalten Wintermorgens ein Gymnasiast, einer Vogelscheuche nicht unähnlich. Er ist definitiv tot und Odette wittert gleich einen Mord, anders als der herbeigerufene Polizist der örtlichen Wache.
Das ist Odette jedoch völlig egal. Denn die Mittfünfzigerin hat eine schauspielerische Laufbahn hinter sich, bei der sie besonders stolz auf eine lange Karriere als Leichendarstellerin in mehr als 250 Tatort-Folgen ist. Daher ist sie sich sicher: Mord erkennt sie, da weiß sie Bescheid!
Allerdings ist ihre Karriere oder vielmehr das Ende selbiger überhaupt erst Schuld daran, dass Odette in den Schweizer Alpen ein Haus gekauft und sich dorthin zurückgezogen hat. Denn ihr Agent hat ihr recht unverblümt klar gemacht, dass sie für das Schauspielgeschäft zu alt ist.
Trotzdem kann Odette nicht aus ihrer darstellerischen Haut und abgesehen davon will sie hinter das Geheimnis des toten Jungen und des Wollschweins in ihrem Garten kommen.
Die Herkunft des Schweins ist schnell geklärt, denn es stammt vom Nachbarhof. Hier wohnt Anton, ein brummiger, wortkarger Bauer. Er ist etwa im gleichen Alter wie Odette, die er aufgrund ihrer Statur gleich beim ersten Anblick einen Suppenknochen nennt. Persephone, die Schweinedame, ist sein größter tierischer Schatz, er hegt und pflegt sie mit Hingabe, während seine Frau ihn vor einigen Jahren einfach verlassen hat.
Auch deswegen ist er schwer mitgenommen, als seine Persephone nach ihrem nächtlichen Ausflug und dem gleichzeitigen Fund der Leiche stark traumatisiert ist. Das Wollschwein schlägt etwa mit dem Kopf gegen den Zaun ihres Geheges, starrt stundenlang geradeaus oder wird plötzlich aggressiv.
Eine Schicksalsgemeinschaft
Odette und Anton werden zu einem Ermittler*innenduo. Dass sie zusammenarbeiten zeigt sich nicht nur im Verlauf der Handlung, sondern auch in der Erzählart des Krimis. Denn die Kapitel des Buches wechseln sich ab, eines ist aus Odettes Sicht geschildert, das nächste aus Antons. Die Autorin Ladina Bordoli erzählt dabei jedoch immer in der dritten Person.
Beide Hauptfiguren verbindet unter anderem ein großes Interesse an der Wollschweindame Persephone. Denn diese, das sieht Odette schnell, ist die einzige direkte Zeugin des vermeintlichen Verbrechens, das sich in ihrem Garten ereignet hat. Sie möchte mithilfe des Schweins das Rätsel lösen, Anton will vor allem, dass es seiner Persephone wieder besser geht.
Die beiden nehmen also die Ermittlungen auf, angeleitet von Odette, die ihre Schauspielerfahrung wieder voll ausleben kann. Zumindest versucht sie es und schlägt dabei auch gerne mal über die Stränge. Das tut sie auch bei der parallel zu den heimlichen Ermittlungen laufenden Job- und Partnersuche.
Ein Kauz kommt selten allein
Anton erträgt ihre schrillen Versuche und Ideen mit Gelassenheit, fragt sich im Laufe der Zeit aber doch immer wieder, wie sich ihre Aktionen auf seinen Ruf auswirken. Und trotzdem, spätestens nach dem Einbruch einer unheimlichen Geistergestalt in Odettes Haus, raufen sich die beiden zusammen.
Neben dem recht ungleichen Ermittler*innen-Duo gibt es in Ladina Bordolis Krimi noch eine Reihe anderer seltsamer Charaktere. Da wäre etwa der eher unfähige, aber dafür jagbegeisterte Polizist und die alte Nachbarin von Odette, die den Tod des Verbindungsjungen alten Berggeistern zuschreibt. Diese werden die Jungen und bald bestimmt alle Dorfbewohner – zuerst oder nur die Männer – zur Rechenschaft ziehen für zu viel Alkoholgenuss und zahlreiche Ausschweifungen. Mit der alten Nachbarin ist dann auch noch eine der örtlichen Witwen im Bunde, die Anton konsequent schöne Augen macht und die Versuche, bei ihm zu laden, einfach nicht aufgeben will.
Fazit
Durch die Ansammlung schräger Charaktere, die zudem durch eine immer wieder unterhaltsame Wortwahl begleitet werden, ist „Der Tod lässt kein Schwein kalt“ von Ladina Bordoli eine kurzweilige und muntere Lektüre. Das Buch kann gut immer wieder zur Hand genommen und als unterhaltsamer Lesestoff zwischendurch gelesen werden. Die Kapitel sind relativ kurzgehalten und auch nach einer möglicherweise etwas längeren Pause findet man sich schnell wieder in der Handlung zurecht. Dieser Kriminalroman ist eine Empfehlung für Leser*innen, die gerne humorvolle und etwas abstruse Krimis lesen.
Autorin | Ladina Bordoli |
Verlag | Piper |
Preis | 10,00 Euro |
Seitenzahl | 336 Seiten |