Wie nachhaltig sind Kerzen?

Kerzen auf dem Adventskranz: Habt Ihr Euch schon einmal Gedanken über umweltfreundliche Alternativen gemacht? (Foto: Pexels)

Alle Jahre wieder erleuchten Adventskranz, Tannenbaum und Wohnzimmer in besinnlichem Kerzenschein. Der ist aus der Weihnachtszeit so wenig wegzudenken wie Geschenke unterm Baum. Aber wie nachhaltig sind unsere Kerzen eigentlich?

Deutschland ist auf Platz drei des EU-weiten Kerzenverbrauchs: Zwei bis drei Kilogramm Kerzen verbraucht durchschnittlich jeder Mensch in Deutschland laut einer Statista-Studie. Das statistische Amt der EU, Eurostat, gibt zudem in einem Bericht im Dezember an, dass Deutschland der größte Kerzen-Importeur der EU sei. Bei dieser Kerzenmenge drängt sich die Frage auf: Wie nachhaltig sind Kerzen überhaupt?

Ob eine Kerze eine gute oder schlechte Klima- und Umweltbilanz hat, variiert je nach Rohstoff und Herstellung. Tatsächlich machen einen großen Anteil auf dem deutschen Markt Kerzenrohstoffe mit einer negativen Umweltbilanz aus. Grundsätzlich ist daher Sorgfalt beim Kauf geboten – das gilt sowohl für Stab- und Stumpenkerzen, als auch für einfache Teelichter. Zwar ist auf vielen Kerzenprodukten inzwischen das RAL Gütezeichen zu finden, das anzeigt, dass eine Kerze auf hochwertige Inhaltsstoffe und sicheres Brennverhalten geprüft wurde. Eine Deklarationspflicht für Inhaltsstoffe bei Kerzen gibt es in Deutschland allerdings nicht.

Aus welchen Rohstoffen werden Kerzen hergestellt?

Der am meisten verwendete Rohstoff bei der Herstellung von Kerzen ist Paraffin, das als Neben- oder Abfallprodukt bei der Schmierölproduktion entsteht. Als Erdölprodukt haben Paraffinkerzen eine hohe Umweltbelastung. Da jedoch zunehmend weniger Abfallprodukte bei der Verarbeitung von Erdöl entstehen, wird Paraffin in Deutschland immer knapper und muss importiert werden. Dadurch steigen zum einen die Kosten der Paraffin-Kerzen, zum anderen verschlechtert sich die Klimabilanz der Kerzen durch den weiten Transport.

Aufgrund der ungewissen Versorgungslage beim Paraffinimport wird für die Kerzenhersteller Stearin aus tierischen Fetten immer wichtiger. Die Alternative wird vor allem aus Schlachtabfällen gewonnen. Da Stearin in reiner Form teuer ist, wird es oft mit Paraffin gemischt. Kerzen aus diesem Stoff gelten zwar als formstabil, doch vegan oder biologisch sind sie nicht. Denn obwohl Stearin aus tierischem Abfall gewonnen wird, ist und bleibt es ein Produkt der Massentierhaltung.

Palmöl immer noch ein wichtiger Bestandteil

Noch öfter besteht Stearin aus Palmöl, für dessen Produktion in Herstellungsländern wie Malaysia und Indonesien ganze Regenwälder gerodet und trockengelegt werden. Rund acht Prozent des in Deutschland verwendeten Palmöls befand sich 2017 laut Deutscher Umwelthilfe (DUH) in Kerzen. Viele Handelsunternehmen sind inzwischen Mitglied der Organisation „Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl“ (RSPO), die sich für einen nachhaltigen Palmölanbau einsetzt. In einer Befragung der Stiftung Warentest von 2016 gab beispielsweise die Drogeriekette Rossmann an, dass zwei Drittel ihres Palmöls RSPO-zertifiziert sei. Auch Ikea ist seit 2012 RSPO-Mitglied und verwendet in einem Großteil seiner Produkte 100% zertifiziertes Palmöl. Umweltverbände hinterfragen allerdings die tatsächliche Durchsetzung der RSPO-Richtlinien in den Produktionsländern.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) überprüfte kürzlich in ihrem Kerzencheck die Deklaration der Inhaltsstoffe von Kerzen, insbesondere Palmöl, inländischer Handelsunternehmen und Hersteller. Ihr Ergebnis: Handelsunternehmen wie beispielsweise Alnatura, Aldi, Lidl, Rewe und Ikea, Rossmann und dm sowie die Kerzenhersteller Gies und GALA machten die Inhaltsstoffe ihrer Kerzen transparent. Insgesamt gaben allerdings knapp 29% der 52 befragten Unternehmen an, nur nachhaltiges Palmöl zu verwenden. Der Biomarkt denn’s gab zwar an, auch nachhaltige Stearinkerzen zu verkaufen, machte aber keine Aussagen über den Anteil des Palmöls. Keinerlei Angaben bezüglich der Inhaltsstoffe machten unter anderem Hornbach und Bauhaus, Nanu-Nana und Depot. Die DUH fordert nun gesetzliche Vorgaben zur Nutzung nachhaltigen Palmöls und zu der Deklaration von verwendeten Rohstoffen.

Nachhaltige Alternativen

Ein weiterer Kerzen-Rohstoff sind pflanzliche Öle. Sojaöl brennt langsam und nahezu rußfrei, muss aber aus den USA importiert werden und kommt nicht immer aus einem nachhaltigen Anbau. Am umweltfreundlichsten ist Rapsöl, da Raps in Europa angebaut wird. Die beste Ökobilanz haben Kerzen aus Bienenwachs. Das ökologische Produkt ist durch seine Entstehung selbstverständlich nur begrenzt verfügbar und daher im Vergleich zu anderen Kerzen teurer. Mit zunehmendem Konsum steigt auch hier der Import. Die Gütegemeinschaft Kerzen e.V. gibt zu bedenken, dass bei Importen nicht ausgeschlossen werden könne, dass Bienenwachs mit billigen Erdölprodukten vermischt wird.

Darauf sollten Verbraucher*innen beim Kerzenkauf achten

Zertifizierte nachhaltige Rohstoffe mit einer transparenten Herkunft für Kerzen zu verwenden bedeutet für viele Händler ein hoher Kostenaufwand und ist daher noch nicht weit verbreitet. Hier kommen die Konsument*innen ins Spiel. „Sind sie bereit, etwas mehr für zertifiziert nachhaltige Produkte auszugeben, wird es zwangsläufig auch ein größeres Angebot an solchen Produkten geben“, bestätigt die European Candle Association in ihrem Branchenbericht vom Dezember 2019. Worauf sollte man bei dem Kauf von Kerzen also achten?

Die DUH empfiehlt an erster Stelle einen maßvollen Konsum von Kerzen – Qualität über Quantität. Auch der Preis allein sollte nicht ausschlaggebend für den Kauf sein. Gerade bei dem Konsum solcher Luxusartikel sollte der Schritt hin zur Nachhaltigkeit keinen großen Aufwand darstellen. Vielmehr sollte das Augenmerk auf dem RAL-Gütezeichen liegen. Bei Teelichtern sollte zudem darauf geachtet werden, dass diese nicht in Aluhüllen verpackt sind, sondern in Glasbehältern, die wiederverwendet werden können. Die Verbraucherzentrale Hamburg warnt zudem vor Greenwashing bei Rossmann: Ein Produkt der Marke „Rubinlicht“ wird bei Rossmann als „Teelichte aus Rapswachs“ deklariert, enthält aber laut Verbraucherzentrale 30% Paraffin.

Hier kann man nachhaltige Kerzen erwerben:

Palmölfreie und nachhaltige Teelichter aus Rapswachs gibt es beispielsweise bei Depot oder in Baumärkten wie Globus. In Bioläden wie Alnatura und denn’s sind Rapswachskerzen (zum Beispiel von der Firma Stuwa) oder Bienenwachskerzen erhältlich. Nachhaltige Kerzen aus biologischem Stearin und Bienenwachs gibt es auch im Online-Shop www.bio-kerzen.de.