Nachdem die stressig-besinnliche Vorweihnachtszeit vorbei ist, beginnen die gemütlichen Weihnachtsfeiertage im Kreis der Liebsten. Dann gibt es mengenmäßig Essen, Geschenke und viele Stunden vor dem Fernseher. Soweit die Theorie. Für einige Menschen sieht das anderes aus. Adam Kay beschreibt in seinem neuen Roman die Weihnachtsfeiertage im Krankenhaus.
Die Weihnachtsschichten in den Krankenhäusern sind mit Sicherheit überall auf der Welt ähnlich undankbar, stressig und belastend. Adam Kay, Autor von „Ich weiß auch nicht, wie die Christbaumkugel da hinkommt“, arbeitete als Assistenzarzt bis er sich dazu entschloss, Comedian zu werden. In seinem neuen Buch berichtet er von seinen Schichten während der Weihnachtsfeiertage und Neujahr auf der gynäkologischen Station in den Krankenhäusern des britischen National Health Service (NHS).
An sechs aufeinanderfolgenden Jahren arbeitete Kay an den Feiertagen auf Station, zuerst als Junior- dann als Assistenzarzt. Während der Dienste verpasste er nicht nur die Weihnachtsfeiern mit der Familie, sondern erlebte auch allerlei skurrile Geschehnisse in den Krankenhäusern. Letzteres hat er in Tagebuchform festgehalten.
So können sich jetzt auch die Leser*innen mit den Geburten, erotischen Unfällen und sonstigen blutigen und unblutigen Geschehnissen auf Station auseinandersetzten. Dabei entsteht nicht nur ein Bild der wenig feierlichen Ereignisse in den Krankenhäusern, die Lesenden lernen zudem noch ein klein wenig über das Gesundheitswesen in England und medizinische Fachbegriffe. Mit diesen sind die Tagebucheinträge Adam Kays naturgegebener Maßen reich geschmückt. Sie werden aber mit ebenso lehrreichen wie unterhaltsamen in Fußnoten erklärt.
Abwechslungsreiches Chaos
Insgesamt ist der Ton des Buches bissig aber immer humorvoll. Der Witz der Texte ist mal subtil, mal plakativ und auch ein wenig abhängig von der Länge des Tagebucheintrags und der Anzahl der Fußnoten.
Neben skurrilen Unfällen und interessanten Patient*innen schafft Adam Kay es gleichzeitig schwierige Episoden fließend in seinen Text einzubinden. Besonders dann, wenn er vom Tod, von schweren Operationen und noch schwereren Entscheidungen von Patientinnen berichtet. Diese ernsten Passagen unterstreichen noch einmal sehr deutlich, unter welchem Druck die Pflegekräfte stehen. Die Situation der Ärzt*innen und Pfleger*innen hebt Adam Kay immer wieder hervor, egal ob mit spöttischen Anmerkungen gegenüber der Politik oder durch Appelle an die Lesenden und die ernsten Einschübe.
Diese verhindern auch, dass Adam Kays Tagebucheinträge zu einer Sammlung von lustigen Berichten werden und beugen zwischenzeitlich akuten Bauchschmerzen wegen Lachkrämpfen vor.
Fazit
„Ich weiß auch nicht, wie die Christbaumkugel da hinkommt“ bietet ein großes und unterhaltsames Lesevergnügen. Dabei gelingt es Adam Kay, in seinen Erzählungen nicht in Klamauk abzugleiten und seinen Leser*innen auch noch ein paar Gedanken über das Gesundheitssystem und ihr Verhalten an den Feiertagen mitzugeben. Auch deswegen ist das Buch derzeit sehr aktuell. Denn die Corona-Pandemie hat uns die schwierigen Arbeitsverhältnisse von Ärzt*innen und Pfleger*innen deutlich vor Augen geführt. Sie aus der Sicht eines ehemaligen Assistenzarztes geschildert zu lesen, ergänzt dieses Wissen daher gut.
Und auch wenn Adam Kays Schilderungen sehr gutes Training für die Lachmuskeln bieten, sollten einige Episoden des Buches besser nicht direkt vor oder nach dem Essen gelesen werden.
Autor | Adam Kay |
Verlag | Goldmann |
Preis | 13,00 Euro |
Seitenzahl | 160 Seiten |