Seit Anfang Dezember haben wir die Wahl: Kandidat*innen aus 24 verschiedenen Listen warten darauf, von mehr als 43.000 Studierenden ins Studierendenparlament gewählt zu werden. Ein Appell an unser hochschulpolitisches Pflichtbewusstsein.
Warum gehst Du zur Bundestagswahl? Oder warum setzt Du Dein Kreuzchen bei den Kommunalwahlen? Wahrscheinlich aus denselben Gründen, wie jede*r andere demokratiebewusste Bürger*in in diesem Land auch: Teilhabe, politisches Mitspracherecht, man will nicht, dass andere für einen entscheiden oder dackelt zur Wahlurne, weil es in der Familie eben Gang und Gäbe ist. Mögen die Gründe auch noch so triftig oder unbedeutend sein, deutsche Wähler*innen wissen: Jede Stimme zählt.
Gehörst auch Du zu den Demokratie-Muffeln?
An manchen von uns ist es wahrscheinlich komplett vorbeigegangen, aber: Die hochschulpolitischen Parteien an der Uni Hamburg stecken mitten im Wahlkampf. Und das nicht erst seit gestern. Corona kann als Entschuldigung gelten, aber spätestens mit den frisch eingetrudelten Wahlunterlagen sollte jede*r im Bilde sein.
Nun gibt es natürlich eine Menge Studierende, die zu den hochschulpolitischen Demokratie-Muffeln gehören und deren Wahlscheine wahrscheinlich längst im Papierkorb gelandet sind. Laut einer Recherche des Recherchezentrums Correctiv ist das die klare Mehrheit. Nur 13 Prozent der Studierenden an der UHH haben beim letzten Wahlgang gewählt. Damit liegen wir sogar unter dem deutschlandweiten Durchschnitt.
Die Recherche zeigt auf, was am Campus nur allzu deutlich wird: Hochschulpolitisches Engagement steht auf der Prioritätenliste vieler Studierender nicht unbedingt an erster Stelle.
Es kann sogar froh sein, wenn es überhaupt irgendwo aufblitzt und sei es nur auf den ganz hintersten Rängen. Natürlich muss man sich dieses Engagement auch leisten können. Wenn Studierende zwei oder mehreren Nebenjobs nachgehen, um das Studium finanzieren zu können oder wenn Erstis damit beschäftigt sind, sich in den Wirren des Studiums zurecht zu finden, dann hat man weder die Zeit, noch die Motivation sich zu engagieren und sich in das komplexe zuweilen sogar verstaubte und bürokratische Gefüge der Hochschulpolitik einzuarbeiten. Denn nichts anderes ist das das Studierendenparlament (StuPa) und seine vielen Gremien: Ein Bundestag auf Campus-Ebene.
Darum ist wählen richtig und wichtig – auch an der Uni!
Genau an dieser Stelle kommen die Wahlen ins Spiel. Wer keine Zeit hat, in Gremien über Beschlüsse zu streiten und zu entscheiden, für den ist das Kreuzchen auf dem Stimmzettel eine lukrative Alternative. Liebe Demokratie-Muffel an der UHH: Das ist ein geschenktes Mitbestimmungsrecht inklusive Zeitersparnis! Ihr unterstützt damit diejenigen, die sich für Euch bei der Hochschulleitung einsetzen.
Je weniger Studierende wählen, desto schwerer hat es das StuPa vom Präsidium ernstgenommen zu werden und seine Ideen durchzusetzen.
Mit Eurer Stimme könnt Ihr dem StuPa, aber auch den Vertreter*innen des Asta zeigen, dass Ihr hinter ihnen steht. Je weniger Studierende wählen, desto schwerer hat es das StuPa vom Präsidium ernstgenommen zu werden und seine Ideen durchzusetzen.
Natürlich ist diese Wahl auch eine Machtfrage, bei der es auch um große Summen Geld geht. Dieser Verantwortung werden viele Vertreter*innen und Finanzreferent*innen nicht gerecht, wie die Recherche von Correctiv gezeigt hat. Jahrelange Steuerhinterziehungen oder auch Veruntreuungen sind nur zwei Beispiele. Allein in Hamburg kommen pro Semester über 7 Millionen Euro alleine für das Semesterticket zusammen, das von unseren gewählte Gremien verwaltet wird. Dazu kommen noch mal mehr als eine halbe Million für die verfasste Studierendenschaft. Was mit diesen Beträgen am Ende passiert, entscheiden auch wir – mit unserem Stimmzettel.
Ein Häkchen genügt
Dass manche von uns das Gefühl haben, vom StuPa nicht repräsentiert worden zu sein, liegt unter Umständen auch daran, dass hauptsächlich die Studierenden ihr Kreuzchen abgeben, die ohnehin schon in den unzähligen hochschulpolitischen Gremien aktiv sind und logischerweise ihre eigene Liste wählen. Je größer also eine Partei, desto mehr Stimmen wird diese einsammeln und dementsprechend mit einer höheren Wahrscheinlichkeit im StuPa landen und dort eine Vielzahl an Plätzen belegen. Doch nur weil eine Liste viele Mitglieder zählt, heißt das noch lange nicht, dass sie auch für die Ideen, Wünsche und Bedürfnisse aller 43.000 Studierenden der UHH steht.
Die Wahlen dauern noch bis in den Januar und gerade in Zeiten, in denen der Campus geschlossen ist, die Lehrveranstaltungen online stattfinden und viele Studierende mit finanziellen Sorgen überschüttet werden, ist es umso wichtiger, eine Stimme abzugeben. Engagement bedeutet nicht, sich in die Hochschulpolitik zu stürzen und nur in den höchsten Gremien zu Weltverbesserern aufzusteigen. Damit StuPa und Co. überhaupt etwas bewirken können, brauchen sie die Stimmen der Studierendenschaft.
In diesem Sinne: Sei Du selbst die Veränderung, die Du auf unserem Campus sehen möchtest.