In einem Vortrag an der Uni Hamburg spricht die Politikwissenschaftlerin Chantalle El Helou über Antizionismus in feministischen und queeren Bewegungen. Studentische Gruppen werfen ihr nun vor, queerfeministische Positionen gezielt zu verzerren, um transfeindliche und antipalästinensische Narrative zu stärken.
Am Abend des 15. Novembers hielt die Politikwissenschaftlerin Chantall El Helou einen Vortrag mit dem Titel „Queere Israelfeindschaft – Judith Butlers Verteidigung der Barbarei“ an der Universität Hamburg. Organisiert wurde der Vortrag von der Hamburger Initiative gegen Antisemitismus mit Unterstützung der Amadeo-Antonio-Stiftung und dem Bezirksamt Eimsbüttel.
El Helou behauptet darin, feministische Gruppierungen und queere Aktivist:innen hätten zum Massaker der Hamas an mehr als 1200 Juden am 7. Oktober 2023 mehrheitlich geschwiegen und den Opfern ihre Solidarität verweigert. Sie geht sogar noch weiter und unterstellt, einige Bewegungen hätten sich offen auf die Seite „islamistischer Gruppierungen“ geschlagen.
Exemplarisch für den „queeren Israelhass“ betrachtet sie die Philosophin Judith Butler, deren Arbeiten starken Einfluss auf feministische und queere Bewegungen haben. In ihrem Vortrag beschäftigt sich El Helou mit Butlers theoretischen Arbeiten und sieht den von ihr kritisierten „Israelhass“ dort bereits angelegt.
Eine provokante These die sofort auf heftige Kritik stoß. Das Queererferat des AStA der Uni Hamburg warf der Referentin die Instrumentalisierung queerfeministischer Positionen vor, mit dem Ziel transfeindliche Narrative zu stärken. El Helou hatte in der taz das vor kurzem verabschiedete Selbstbestimmungsgesetz kritisiert, welches es trans-, inter- und nichtbinäre Menschen einfacher machen soll, ihren Geschlechtseintrag zu ändern.
Die Gruppe Students for Palestine bezeichnete El Helous Positionen gar als „rassistisch“ und als „antipalästinensische Hetze“.
In einem offenen Brief forderten u.a. das Queerreferat, der AStA der Uni Hamburg und die Juso Hochschulgruppe die Organisatoren auf, die Zusammenarbeit mit El Helou zu beenden und öffentlich zu deren Positionen Stellung zu beziehen. Die Students for Palestine mahnten die Uni außerdem an, den Veranstaltern den Raum zu entziehen.
Die Hamburger Initiative gegen Antisemitismus verteidigte sich in einem Statement gegen die Vorwürfe und bezeichneten die Positionen ihrer Referentin als „einen Gewinn für die Debatte um Antisemitismus in queeren Zusammenhängen“. Die Amadeo Antonio Stiftung antwortet bis zum Erscheinen der Meldung nicht auf die Anfrage von Kopfzeile.
