Mit „Girls like Girls“ ist Hayley Kiyoko ein hoffnungsvolles und ehrliches Buch gelungen, das die Anfänge einer Liebe zwischen den zwei jugendlichen Mädchen Coley und Sonya zeichnet. Hauptthema der Erzählung ist, ob doch mehr als Freundschaft zwischen den beiden sein könnte, weil Sonya sich noch unsicher über ihre Sexualität ist – etwas, das nicht nur Jugendliche beschäftigt.
Das Buch bietet dabei kontinuierlich eine sehr genaue Beschreibung der Gedanken und Gefühlslage der Protagonistin. Damit wird den Leser*innen erlaubt, sich von Anfang an in Coleys Lage hineinzuversetzen und ihre Schwierigkeiten und Schwärmereien nachzuempfinden. Die Ich-Perspektive bietet im Laufe der Handlung einen spannenden Einblick, wie schnell eine innige und vertraute Freundschaft zwischen ihr und Sonya entsteht.
Warm und kalt
Coleys Gefühle und Unsicherheit darüber, ob ihre neue Freundin ähnlich fühlt, wachsen mit jeder emotionalen und physischen Annäherung. Ihren Zweifeln ist auch nicht geholfen, je mehr sie über die Beziehung zwischen Trenton und Sonya spekuliert. Über die erfährt sie zunächst verdächtig wenig. Die Fragen, die Coley beschäftigen, drehen sich schließlich im Kreis. Was läuft noch zwischen ihm und ihr? Missinterpretiert sie die Nähe zu Sonya, die für ihr Gegenüber möglicherweise doch nur rein platonisch ist? Oder steht Sonya vielleicht sowieso gar nicht auf Frauen? Der innere Monolog der Teenagerin nimmt kein Blatt vor den Mund. Durch den lockeren, oft umgangssprachlichen Ton – in Coleys Gedanken, oder aber auch in Dialogen – lernt man die Protagonistin schnell kennen und lieben.
Einen ersten Höhepunkt erreicht der Roman, indem sich beide so nah, wie nie zuvor, kommen. Nicht nur vertraut Coley sich Sonya an und erzählt ihr von dem Suizid ihrer Mutter, sondern auch von den Schuldgefühlen und der Trauer, die dieser mit sich brachte. Auch kommt es endlich zu einem von Coley bereits lang ersehnten ersten Kuss. Kiyoko baut vor allem in diesen Kapiteln viel Spannung auf, die sich inhaltlich und sprachlich erst langsam und dann immer schneller zeigt. Besonders gelingt es der Erzählung, die Emotionen von Coley darzustellen, die wie eine Flut von Glück und Aufregung förmlich aus den Zeilen überlaufen.
Dieses Glück ist jedoch nur von kurzer Dauer und kippt schlagartig – und somit auch die Stimmung der Protagonistin. Auch diesen Weg begleiten die Leser*innen. Die Ereignisse überschlagen sich hiernach zunehmend in Form von Vertrauensmissbrauch, Ablehnung und Enttäuschung. Zur Krönung fährt Sonya kurze Zeit später zu ihrem jährlichen Tanzsommercamp, ohne es mit einem Wort vor Coley zu erwähnen.
Die Akzeptanz der Sexualität
Die Zeit, in der Sonya nicht zu Hause ist, verstreicht nur in zähem Tempo. Ab hier gibt es erstmals einen klareren Einblick in Sonyas Perspektive in Form ihres Online-Tagebuches, das vorher nur wenig über Sonyas genauen Standpunkt preisgibt. Interessant ist hier insbesondere, dass sie öffentliche Einträge postet, die ihre Freund*innen auf dem Laufenden halten sollen, und aber auch private, die zeigen, wie es Sonya im Sommercamp wirklich geht. Unsicher darüber, wie es zwischen ihnen überhaupt weitergehen kann, herrscht strickte Funkstille, unter der beide Beteiligten leiden.
Vor allem Sonya ist von Schuldgefühlen geplagt. Sie sehnt sich danach, sich ihren für sie erstmalig so starken Gefühlen für eine Frau hingeben zu können. Vor allem lässt sich hier der innere Konflikt herauslesen, mit dem die Jugendliche seit ihrer Freundschaft zu Coley zu kämpfen hat. Im Kontrast zu Coley, die sich als lesbisch labelt, fällt es Sonya schwer, ihre Queerness zu akzeptieren und sich ihren Gefühlen zu Coley völlig zu öffnen. Hier wird Sonyas Ambivalenz endlich deutlich: eigentlich möchte sie Coley nicht wehtun, hat aber Angst vor dem, was in ihr und zwischen den beiden passiert. Die Leser*innen können mit dieser Abwechslung von Sonyas Sichtweise nun beide Seiten verstehen und im Gegensatz zu Coley verfolgen, wie es ihr im Sommercamp geht. Sonyas Einträge beschreiben allgemeine Sorgen, die mit der Auseinandersetzung der eigenen queeren Identität aufkommen. Das Buch bietet damit zwei Seiten, die nicht nur schwarz und weiß sind: Zum einen das längst geschehene Annehmen der Sexualität und zum anderen den nicht immer leichten Prozess dahin.
Die Leser*innen sind wieder wie gewohnt bei Coleys Perspektive, als sich das ersehnte Wiedersehen wenige Wochen später auf einer Party abspielt. Drama und Auseinandersetzungen sind hier vorprogrammiert. Können die zwei Mädchen die Enttäuschung und Konflikte ihrer eigentlich schönen gemeinsamen Zeit hinter sich lassen und am Ende des Sommers letztendlich doch noch zueinander finden? Das dürft ihr selbst herausfinden!
Fazit
Das Resultat ist eine Geschichte voller jugendlicher Leichtigkeit, bei der eine gute Ration der Realität zweier Teenager mitschwingt. In ihr wird von Hayley Kiyoko Hoffnung für die geschaffen, die an dem eigenen Happy End zweifeln.
Autorin | Hayley Kiyoko |
Verlag | dtv |
Seitenzahl | 320 |
Preis | 16,95€ |