Fünf statt sechs Künstler:innen standen am Dienstag auf der Open-Air Bühne im Stadtpark. Nach dem Abschied von Merve Daşdemir im Frühling macht die Gruppe Altın Gün nun ohne die Sängerin weiter. Auch wenn die GRAMMY nominierte türkische Psych-Folk-Band wie gewohnt musikalisch Außergewöhnliches darbietet, ist das Ende der Zusammenarbeit ein kleiner Wermutstropfen.

Hamburger Künstlerin KUOKO als Support

Nachdem Altın Güns Supportact KUOKO, Hamburger Synth- und Artpop Künstlerin, sich mit den letzten Sonnenstrahlen von der Bühne verabschiedete, begann das fünfköpfige Ensemble in aufziehender Dämmerung mit ihrer Darbietung. Der Abend startete mit Şeker Oğlan, dem letzten Track ihres 2018 erschienenen Album „On“.

In gewohnt nüchterner Manier präsentierte die amsterdamer Gruppe eine bunte Mischung von Songs der letzten Jahre. Der an anatolische und türkische Volksmusik anknüpfende multigenresound bewegt von innen und von außen. Die lauschige Open-Air Location sorgte für Festivalstimmung im ausgelassen tanzenden Publikum und der warme Sommerabend tat sein Übriges.

Die Neuinterpretationen traditioneller Volksweisen ist eine prägendes Mittel der Band und eine Referenz zu anatolischen Folk-Rock Arbeiten der 70er Jahre, welche vor allem die ersten beiden Alben der Gruppe prägte. Auch das im letzten Jahr erschienene Album „Aşk“, an dem Merve Daşdemir noch mitarbeitete, bezieht sich wieder stärker auf den Sound der 70er. Die im April erschienene Single „Vallahi Yok – Kırık Cam“ ist wohl die letzte Arbeit, auf der wir ihre die Stimme und Einfluss hören und spüren können.

Verschiebung des Konzerts aus persönlichen Umständen

Zweifellos hat die Entscheidung der ehemaligen Sängerin die Band geprägt. Nicht zuletzt beim Auftritt daran spürbar, dass die Band einige ihrer bekannteren Lieder nicht mehr aufführen konnte. Zwar sind Erdinç Ecevit, Thijs Elzinga, Jasper Verhuls, Daniel Smienk und Chris Bruining nicht für ihre Überschwänglichkeit bekannt, doch liegt viel Zurückhaltung und Melancholie in ihrer Performance. Inwiefern dies am Verlust von Merve Daşdemir oder vielleicht auch an den persönlichen Umständen liegt, aufgrund derer das Konzert vom Mai in den August verschoben wurde, weiß man nicht. So oder so liegt ein neues Kapitel vor der Band. Die Veröffentlichung der Single Gönül Dağı, die bereits ohne Zusammenarbeit mit Daşdemir entstand, lässt uns zumindest in freudiger Erwartung auf das, was noch kommt.