BAföG ist oft lästig. Die Beantragung gestaltet sich kompliziert und irgendwann steht die Rückzahlung an. Viele Studierende müssen sich mit Nebenjobs über Wasser halten oder sind auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen. Aber nicht jedes Elternhaus hat hierfür die Mittel und Stipendien gibt’s nur für die Besten der Besten – oder?
DAS Stipendium gibt es nicht
Mira Maier, die Gründerin der Internetseite mystipendium.de, erklärte in einem Interview mit dem Deutschlandfunk, dass tatsächlich mehr Stipendien verfügbar sind als es Bewerber:innen gibt: „Das sind geschätzt mehrere Millionen Euro im Jahr, weil die schlichtweg keiner abholt.“
Viele Studierende betrachten Stipendien als unerreichbar, da ihnen das Image der Exklusivität für eine Handvoll besonders talentierte Studierende anhaftet. In Wirklichkeit gibt es jedoch weitaus mehr Möglichkeiten für Stipendien, als den meisten Studierenden bekannt ist. Unternehmen und kleinere Stiftungen vergeben häufig Stipendien in verschiedenen Höhen, wobei die Auswahlkriterien stark variieren. Ein Beispiel: In Hamburg vergibt die „Barbara und Wilfried Mohr-Stiftung“ Stipendien und ähnliche Förderungen für Studierende mit einem Fokus auf Onkologie, während der Pharmakonzern Bayer Stipendien in den Bereichen Agrarwissenschaften, Wirkstoffforschung und Medizinwissenschaften vergibt.
Des Weiteren werden oft auch individuelle Forschungsvorhaben gefördert. In diesem Zusammenhang kann es sich lohnen, nach Stiftungen oder großen Unternehmen zu suchen, die in deinem Forschungs- oder Studienschwerpunkt aktiv sind. Spezielle Suchmaschinen wie die Hamburger Stiftungsdatenbank, MyStipendium oder ELFI können dir dabei helfen, einen Überblick über Stipendien in deinem Fachgebiet zu erhalten.
Die 13 Begabtenförderungswerke des Bundes
Insgesamt wurde politische Stiftungsarbeit im Jahr 2023 mit rund 697 Millionen Euro vom Bund gefördert. Der Zweck der Gelder ist unter anderem die finanzielle und ideelle Förderung „leistungsstarker junger Menschen“. Die Definition dessen, was einen leistungsstarken, jungen Menschen ausmacht, variiert zwischen den Förderungswerken. Die Begabtenförderungswerke stehen nämlich verschiedenen Parteien, Konfessionen oder Arbeitgeberverbänden nah. So richtet sich das Avicenna-Studierendenwerk beispielsweise an junge Muslim:innen. Die Heinrich-Böll-Stiftung ist das Förderungswerk der Grünen und die Hans-Böckler-Stiftung gehört zum Deutschen Gewerkschaftsbund.
Die Grundbedingung für ein Vollstipendium für alle Begabtenförderungswerke des Bundes ist die BAföG-Förderfähigkeit des Einzelnen. Das bedeutet: Hast du einen BAföG-Anspruch, bist du geeignet, um dich auf ein Stipendium eines dieser Werke zu bewerben. Ob dieser besteht, lässt sich vor Antragstellung recht unkompliziert mithilfe eines BAföG-Rechners herausfinden. Besonders gefördert werden gesellschaftspolitisch engagierte Studierende mit guten Noten. Eine Aufzählung aller 13 Begabtenförderungswerke ist auf der Website des BMBF einsehbar. m
Was beinhalten die Stipendien konkret?
Alle Stipendien richten sich vornehmlich an gesellschaftspolitisch engagierte Studierende mit guten Noten. Die Stipendien der Begabtenförderungswerke des Bundes setzen sich aus dem BAföG-Satz und einer Studienkostenpauschale von 300 Euro zusammen. Konkret heißt das 300 Euro mehr auf dem Konto als bei einem BAföG-Bezug. Darüber hinaus muss das Stipendium nicht zurückgezahlt werden und die Werke stellen zusätzliche Hilfen für die Krankenversicherungsbeiträge oder Unterstützung für Kinderbetreuung.
Übrigens besteht auch die Möglichkeit, sich nur für die Studienkostenpauschale zu bewerben – diese können auch Personen ohne BAföG-Anspruch erhalten. Die Begabtenförderungswerke kümmern sich im Rahmen der sogenannten „ideellen Förderung“ auch um die persönliche und berufliche Weiterbildung. Dabei können die Stipendiat:innen kostenlos an weiterbildenden Seminaren teilnehmen, die häufig auch im Ausland stattfinden.
Jetzt bewerben!
Wenn du dich während deines Studiums engagierst und solide Noten erzielst, stehen die Chancen gut, dass du ein passendes Stipendium findest. Es ist auch wichtig zu beachten, dass einige Stipendiengeber:innen gezielt Studierende aus Nicht-Akademikerfamilien und mit Migrationshintergrund bevorzugen. Daher: Nur Mut – die Möglichkeiten könnten besser sein als du denkst!