Mit dem Stück „Equus“ von Peter Shaffer bringen die University Players der Uni Hamburg die verwirrten Gefühle des 17-jährigen Alan Strang und die Verzweiflung des Psychiaters Martin Dysart auf die Bühne. Während Dysart versucht herauszufinden, weshalb der 17-Jährige aus unerklärlichen Gründen sechs Pferde blendet, kämpft Dysart mit seinen eigenen Problemen.
von Carlos und Bel
Wer ist „Equus“?
Der Psychiater Martin Dysart (Mohammad Fathi) ist unzufrieden mit seinem Leben. Als Psychiater tut er nichts anderes, als seinen Patient:innen zu einem stumpfen Leben zu verhelfen. Er wird überredet, den 17-jährigen Alan Strang (Marco Scariot) zu übernehmen, nachdem dieser sechs Pferden die Augen ausstoch. Zu Beginn beantwortet Allan keine von Dysarts Fragen, lügt oder antwortet mit Gegenfragen.
Dysart offenbart in einem Monolog, dass er selbst unter Albträumen leidet. In diesen Träumen nimmt er an verstörenden Menschenopfern teil. Auch Alan erzählt dem Psychiater endlich von seiner Obsession mit Pferden. Durch die Einflüsse, denen Allan seit seiner Kindheit ausgesetzt war, entwickelte sich nicht nur eine religiöse Obsession mit dem Pferdegott Equus, sondern auch eine sexuelle Besessenheit.
Als Alan unter einem Placebo des Psychiaters über seine Verabredung mit Jill redet, die mit ihm auf einem Reitstall in der Nähe arbeitet, wird langsam klar, wohin ihn seine Obsession mit Equus führte.
Religiöse Besessenheit
Marco Scariot nimmt uns mit in die Welt des Alan Strang – in die Welt eines verstörten, konfrontativen und eingeengten Teenagers – und schafft es auch in schwierigen und kritischen Szenen, das Publikum mitzureißen. Alans Besessenheit mit Pferden manifestiert sich in Blicken und Berührungen, die er ihnen zukommen lässt. Es wird deutlich, wie sehr der religiöse Einfluss von Alans Mutter zu seiner Obsession beiträgt. Liebevoll erzählt die Mutter des 17-Jährigen von den Geschichten, die sie ihm aus der Bibel vorlas. Scariot klammert sich in seiner Rolle als Alan an ihr fest und verfolgt voller Ekstase, wie die Mutter Dysart eine der Geschichten erzählt. Er wiederholt Teile der Geschichte, feuert sie an, scheint in seiner ganz eigenen Welt zu sein und wir werden mitgenommen.

Behandeln oder behandelt werden?
Dysart ist müde. Er empfindet sein Leben als ereignislos und denkt, dass er als Psychiater alles daran setzen muss, seinen Patient:innen dabei zu helfen, „normal” zu sein. Er zweifelt jedoch daran, ob Alan der Norm entsprechend zu verändern der richtige Weg ist. Dabei spielt ihn Mohammad Fathi als jemanden, der selbst immer wieder in den Wahnsinn seiner Patient:innen abrutscht.
Auf Szenen, in denen er mit müdem Blick sarkastisch, nahezu zynisch über den Therapieerfolg Alans und sein Privatleben spricht, folgen Monologe, in denen er in Selbstzweifel versinkt oder mit weit aufgerissenen Augen über die Tiefen seiner eigenen Psyche und seine Träume predigt. Besonders seine Interaktionen mit Alan und der Sarkasmus sind es, die dem Publikum auch den ein oder anderen Lacher entlocken und ihn nicht nur wie ein in Selbstmitleid badendes Häufchen Elend erscheinen lassen. Letztlich ist es diese Spannung, die uns fragen lässt, wer hier „normal“ ist und ob seine Therapiemethoden die richtigen sind.

Die University Players zeigen, was sie drauf haben
Ursprünglich war geplant, das Publikum mit auf der Bühne sitzen zu lassen, sodass Schauspieler:innen immer wieder aus den Menschen heraustretend in ihre Rollen schlüpfen. Aus technischen Gründen wurde ein anderer Weg eingeschlagen, um dieser Inszenierung ihre eigene Atmosphäre zu verleihen. So wurde die Bühne halbiert und ein Chor wie in einer Kirche an der Seite platziert. Aus diesem standen die einzelnen Charaktere des Stückes immer wieder auf, egal ob Vater, Mutter oder Pferde. Wie mit Pferdegeschirr aufgezäumt, traten sie aus dem Schatten hervor, wann immer sich Alans und Dysarts Gespräch in die Vergangenheit bewegte. Begleitet wurden sie dabei vom Klacken, Schnauben und Wispern des allgegenwärtigen „Equus“, der durch eben jenen Chor manifestiert wurde.
Eine „tolle“ Inszenierung eines „tollen“ Stücks?
Insbesondere das herausragende Schauspiel aller Beteiligten und die befremdliche Choreografie erweckten die Geschichte des Alan Strang zum Leben. Sie nehmen uns mit in die Therapiesitzungen der beiden Protagonisten und lassen uns durch die Augen von Marco und Mohammad die Ängste der beiden erleben. Am Ende ist es nur schade, dass sich das Stück in einer bloßen Psychoanalyse verliert und nicht noch mehr aus dieser erstaunlichen Welt herausholt.
Ihr könnt das Stück noch bis zum 8. Juli im Audimax sehen. Karten für Studierende kosten 6 Euro. Außerdem gibt es von uns einen Gutscheincode, mit dem ihr die Karten im Vorverkauf noch günstiger erhaltet:
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