Seit Dezember 2022 wird in Deutschland LNG angelandet. LNG steht für Liquified Natural Gas, auf Deutsch: Flüssiggas. Diese Ressource ist hochumstritten. Auch vor Rügens Hafen Mukran soll ein Terminal für die Anlandung errichtet werden. Die Rügener Bevölkerung ist jedoch stark dagegen. Sie fürchten um die Ostsee, aber auch um den Tourismus auf der Insel. Über das Pfingstwochenende 2023 bekamen die Proteste Unterstützung von vielen nationalen und internationalen Aktivist:innen. Unsere Autorin war im Klimacamp mit dabei und hat ihre Eindrücke in Bildern festgehalten.
Der Strand an der Seebrücke bei Sellin. Das Dorf lebt vom Tourismus und wirkt mit seinen Kurvillen neben der Demo wie aus der Zeit gefallen. Am Strand tummeln sich unbekümmert die Pfingsturlauber, genießen das gute Wetter und die unverstellte Aussicht auf die Ostsee.Auf dem Lebensgut Frankenthal bei Samtens auf Rügen wird den Aktivist:innen eine Wiese für ihre Zelte zur Verfügung gestellt. Im Hintergrund zeigt sich eine nachhaltige Energiegewinnunsgmethode: Windräder, die gerade in Meersnähe immer genung Wind abbekommen.Auf dem Hof haben alle eine Aufgabe. Während die einen kochen oder aufräumen, sind andere damit beschäftigt, Demoschilder und Transparente zu basteln. Das gelbe X, das bereits von den Bündnissen “Ende Gelände” und “Alle Dörfer” bleiben verwendet wurde, bekommt für die Proteste gegen die LNG-Terminals eine neue Farbe: türkis, welches als Symbolfarbe für LNG gewählt wurde.Im Camp geht es zwar vor allem um die LNG-Frage, aber auch darum, ein Miteinander zu schaffen. Deshalb werden am Samstag Workshops zu verschiedenen Themen veranstaltet. Dabei geht es nicht nur um allgemeine Fragen des Aktivismus, sondern auch um das psychische Wohl der Aktivist:innen, die bei ihrer Arbeit nicht immer nur positive Erfahrungen machen. Und Abends wurde dann noch….…eine Podiumsdiskussion organisiert. Nach einer Zoom-Liveschaltung mit John Beard Jr. aus Port Arthur, Texas, USA, dem CEO des Port Arthur Comunity Networks (PECAN), gab es noch eine Diskussion mit Andy Gheorghiu (l.), welcher sich Freiberuflich im Klima- und Umweltschutz engagiert; Klaus Kleinmann (m.l.), Mitglied der Bürgierinitiative Lebenswertes Rügen; Indigo Drau (m.r.) aus dem Orgateam des Frühlingscamps und Lakshmi Thevasagayam, die lieber als Ärztin arbeiten würde sich aber aufgrund der existenzbedrohenden Klimakrise dazu entschieden hat, für Klimagerechtigkeit einzusetzen.Am Pfingstsonntag starten zwei Demozüge. Einer in Lietzow, im Norden Rügens, welcher am Hafen Neu Mukran endete. Der Zweite startete weiter im Südosten der Insel, in Göhren, und zog sich an der Strandpromenade nach Sellin. Hier posieren Aktivist:innen vor dem Demostart.Parallel zum Zug auf der Strandpromenade, paddelten auf der Ostsee einige Demonstrierende auf Kanus mit. Sie versuchten, so noch mehr Gäste am Strand zu erreichen. Am Ende kamen sie gleichzeitig mit den anderen in Sellin an.Normalerweise wird in Städten oder an Braunkohlegruben demonstriert. Die wenigsten Demonstrant:innen hatten bisher einer Demo am Strand beigewohnt. Umso surrealer ist die Szene für Touristen im Strandurlaub.Ein Aktivist von Fridays for Future sprach am Startpunkt in Göhren. Er stelle die Gründe, die gegen den Bau von LNG-Terminals und das Nutzen von fossilem Erdgas sprechen, dar. Seiner Rede hörten auch viele Strandgäste zu.Andrea Kähler, die Mitglied im Gemeinderat von Sellin ist, macht noch einmal den Standpunkt der lokalen Bevölkerung klar.Auch andere Formen des Protest werden genutzt. Eine Tanzperformance über unseren Umgang mit der Welt und unser Miteinander soll die Notwendigkeit einer globalen Transformation zum Ausdruck bringen.Auf den Freitagsdemos von Fridays for Future hört man oft den Sprechchor: „Gebt mir ein R, gebt mir ein W, gebt mir ein E – und was ist das?“- „Scheiße!!”. Für die Demo auf Rügen wurde das zu: „Gebt mir ein L, gebt mir ein N, gebt mir ein G – und was ist das?“-„Leider Nicht Geil!“Am Südstrand bei Sellin finden die beiden Demozüge wieder zusammen. Noch einmal steigen die Aktivist:innen in die Ostsee und zeigen ihre Plakate, die in der Bewegung meist als Transpis bezeichnet werden.Am Strand findet die Abschlusskundgebung statt. Es wird über den Tag berichtet, die Küche für Alle (KüfA) versorgt mit Essen und auf der Bühne spielen mehrere Bands.Neben Karmakind (im Bild) animierten auch Bernadetta La Hengst zusammen mit Nick Nuttall und Urban Socks die Aktivist:innen zum tanzen. Aktivsmus ist mehr als nur gegen das System zu sein. Es ist immer auch ein Aufruf zum Miteinander.Trotzdem sieht man am Horizont ein dunkles Omen. Die Seapeak Hispania fährt am Abend an Rügen vorbei. Sie ist auf dem Weg aus den USA zum LNG-Terminal in Lubmin.