Fröhlichen deutschen Earth Overshoot Day

Earth Overshoot Day, Deforestation, Ausbeutung des Planeten in Form der Übernutzung unserer Wälder (Foto: pixabay)

Am 4. Mai feiert Deutschland seinen „Earth Overshoot Day“. Ein gerade für die Klimabewegung bitterer „Feiertag“, denn ab diesem Tag lebt die deutsche Bevölkerung von Ressourcen, die in diesem Jahr gar nicht mehr produziert werden.

Jeder Hektar Land kann nur eine bestimmte Menge an Nahrung und Materialien für die Produktion pro Jahr liefern. Sobald dieses Budget überschritten ist, fangen Ökosysteme an, unter Stress zu stehen. Die Initiatoren des Global Footprint Networks aus dem Vereinigten Königreich berechnen jährlich, nach wie vielen Tagen des Jahres die regenerativen Ressourcen des Planeten aufgebraucht sind. Das Ergebnis markiert den Earth Overshoot Day.

Der Mensch braucht eine zweite Erde

Seit 2006 gibt es das Konzept des „Earth Overshoot Day“. Wenn der globale Ressourcenverbrauch über die ganze Weltbevölkerung gemittelt wird, errechnet sich der Overshoot Day 2023 auf den 28. Juli. Ab diesem Tag bräuchte die Menschheit eine zweite Erde, um ihren Lebensstiel zu gewährleisten.

Die Rechnung des Global Footprint Networks kann aber auch auf individuelle Länder bezogen werden; Denn nicht jedes Land braucht gleich viele Ressourcen. Somit fiel der Country Overshoot Day Qatars etwa bereits auf den 10. Februar. Würden alle Menschen so leben wie dort, würden sechs Erden gerade ausreichen, um die Menschheit pro Jahr zu versorgen. Für die USA fiel der Tag auf den 13. März, was sich auf etwa vier Erden pro Jahr umrechnen lässt. Deutschland braucht immer noch drei: unser Overshoot Day fällt auf den 4. Mai.

Errechnet wird der Tag über eine einfache Gleichung. Aus aktuellen Daten wird ermittelt, wie hoch der ökologische pro-Kopf Fußabdruck in Hektar Landfläche eines Landes ist. Die dafür notwendigen Daten werden von den öffentlichen Plattformen der Vereinten Nationen, aber auch über wissenschaftliche Publikationen gesammelt und ausgewertet. Der so ermittelte Wert wird schließlich durch den Wert für die globale pro-Kopf Biokapazität der Erde geteilt, die bei 1,6 Hektar liegt.

Individuellen Country Overshoot Tage (Foto: National Footprint and Biocapacaity Accounts, 2022 Edition, data.footprintnetwork,org)

Ökosysteme werden nicht mehr nutzbar sein

Nicht in allen Länder kommt es zu einem Country Overshoot Day. Insbesondere Entwicklungsländer reizen ihre Ressourcen nicht bis ans Limit aus. Industriestaaten tendieren jedoch dazu, diesen Tag relativ früh im Jahr zu erreichen, weshalb die Weltbevölkerung im globalen Mittel über ihre Verhältnisse lebt. Anders als beim CO2 Ausstoß geht es beim Overshoot Day aber nicht nur um die Frage, wie viel und wie stark wo emittiert wird und dadurch die Erwärmung der Atmosphäre vorangetrieben wird. Vielmehr zeigt das Projekt auf, an welchen anderen Enden der Mensch schrauben könnte, um unseren Planeten zu entlasten. Während die beobachtbaren Wetter- und Klimaveränderungen für Katastrophen wie Stürme, Überschwemmungen und Dürren sorgen, sorgt das Übernutzen von Böden, Gewässern und anderen Ökosystemen für die Zerstörung eben dieser. Somit werden sie auf lange Sicht nicht nutzbar sein. Im Umkehrschluss wird es immer schwerer, Lebensmittel anzubauen oder Material für die Produktion von notwendigen Werkstoffen zu gewinnen.

Gerade für die deutsche Klimabewegung ist der 4. Mai somit ein trauriger Tag. Zwar hat sich der Deutsche Overshoot Day in den letzten Jahren mit einer Rate von etwa einem Tag im Jahr nach hinten geschoben, aber das reicht noch lange nicht aus. Global rückt der Tag zudem immer weiter Richtung Januar. Erneut wird also deutlich, wie weit wir von einer nachhaltigen Lebensweise entfernt sind. Schließlich müssen die zur Verfügung stehenden Ressourcen für eine nach wie vor demografisch und wirtschaftlich wachsende Weltbevölkerung ausreichen.