Glänzendes Abschlusskonzert: Die Leoniden in Hamburg

Leoniden, Konzert, Indierock, Indie, Musik, Hamburg, Sporthalle Hamburg, Band, Indie Band Die Kieler Indierock-Band Leoniden spielte am vergangenen Samstag ihre große Abschlussshow der „Complex Happenings Tour Pt. 1“ in Hamburg. (Foto: Niren Mahajan)

Bei guter Glücks- und Wetterlage könnt ihr heute Nacht die funkelnden Leoniden am Hamburger Himmel beobachten. In ihrer vollen Pracht aber (und ohne Wolkenrisiko) ließen sie sich schon vergangenes Wochenende in der Alsterdorfer Sporthalle bestaunen. Die Kieler Indierock-Band Leoniden, benannt nach dem jährlichen Meteorschauer im November, spielte einen grandiosen Abschluss ihrer „Complex Happenings“ Tour, findet unsere Autorin Jasmina.

Wie vergessen schien der holprige Beginn der „Complex Happenings Tour Pt. 1“ der Leoniden am Samstagabend in der Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg. „Dafür hab‘ ich echt kein rhetorisches Mittel vorbereitet“, gab Jakob Amr, Frontsänger der fünfköpfigen Rockband, gerührt zu – Dankbarkeit für das in Zahlen größte Publikum ihrer Karriere stets ins Gesicht geschrieben. Einen besseren Abschluss hätte es nach zweifacher Verschiebung der anfangs noch „Looping“ getauften Tour nicht geben können.

Die Leoniden im deutschen Indiekosmos

Spätestens seit ihrem letzten Album „Complex Happenings Reduced To A Simple Design“ hat sich die Kieler Band in der deutschen Indieszene als feste Größe etabliert. Mit ihrem 2000er Rocksound, komplementiert durch massentaugliche Pop-Elemente und zeitweise eingeworfene Hardrockeinflüsse, treffen die Leoniden den Nerv vieler Anfang- und Mitte-20er – Festivalgänger:innen kennen mindestens den großen Moshpitöffner „L.O.V.E.“, erfahrene WG-Party-DJs den Stimmungsmacher „Kids“. Das Hamburger Konzert aber bot noch sehr viel mehr.

Galaktische Atmosphäre in der Sporthalle

Fliegende Gitarren, crowdsurfende Menschen, pulsierende Moshpits – die Leoniden sind ganz klar eine Liveband. Wer unter einem Konzertbesuch gemütliches Mitsingen und gemeinschaftliches Hin-und-Her-Schwanken versteht, bleibt hier lieber hinten. Denn die Leoniden mitsamt ihren Fans machen aus ihren Konzerten eine Ganzkörpererfahrung, die nach zwei Jahren Livemusik-Abstinenz auch das Hamburger Publikum in schweißtreibende Ekstase versetzte. Umso beeindruckender, wie der durchgeschwitzte Frontsänger Amr am Ende der Zugabe noch immer über die Bühne sprang und sich von seinem Publikum mitten in die Menge tragen ließ, um dort ein tosendes Percussion-Solo aus Kuhglocken- und Trommelschlägen abzuliefern.

„Auf Leoniden-Konzerten sollen sich alle Konzertbesucher:innen wohl fühlen und gleichberechtigt Spaß haben können.“

Dass es bei einem solchen Konzert voller Körperkontakt auch zu wilderen Zuständen kommen kann, ist – gerade mit steigendem Bekanntheitsgrad der Band – vorprogrammiert. Einige Fans bemängelten im Anschluss an vergangene Shows unangenehme Situationen mit oberkörperfreien Fans in der Menge. Bei allem Verständnis für die Konzert- und Publikumskultur im Indierock fühle man sich zwischen überwiegend unbekleideten Körpern im Pit nicht mehr wohl.

Diese Sorgen scheinen zu den Leoniden durchgedrungen zu sein: In der Hamburger Sporthalle hingen zahlreiche Awareness-Hinweise mit der Bitte um gegenseitige Rücksichtnahme im Publikum. Auch während der Show bat Frontsänger Amr darum, T-Shirts anzulassen.

Auf dem Weg vom Eingang bis zum Konzertsaal der Alsterdorfer Sporthalle lief jede:r Konzertbesucher:in an mindestens einem der Hinweisschilder vorbei. (Foto: Jasmina Moradi)

„Auf Leoniden-Konzerten sollen sich alle Konzertbesucher:innen wohl fühlen und gleichberechtigt Spaß haben können.“, heißt es auf Anfrage von KOPFZEILE in einer Stellungnahme des Managements. Durch Gespräche mit Fans und Freund:innen sei die Band auf die Problematik aufmerksam geworden und gebe seit der nun abgeschlossenen Tour stets Hinweise. Laut Management haben diese bisher gut funktioniert.

Warten auf die Rückkehr

Am deutschen Publikum sind die Leoniden nun erfolgreich vorbeigezogen. In ihrer Laufbahn streifen sie kommende Woche noch Großbritannien für zwei kleine Club-Shows, danach kehren sie wohl in den geschützten Kosmos ihres Studios zurück. Auf ein neues Album warten wir gespannt – hoffentlich leuchtet es früher als erst im nächsten November auf!