Die Privattheaterszene in Deutschland ist vielfältig. Einmal im Jahr wird sie in Hamburg gefeiert, in diesem Jahr vom 21. Juni bis zum 3. Juli. Zwölf Bühnen aus dem ganzen Land präsentieren sich mit verschiedenen Stücken. Eröffnet wurden die 10. Privattheatertage mit „Automatenbüfett“ vom Theater im Bauturm Köln.
Intendant Axel Schneider zufolge war es ein schwieriger Weg, bis das diesjährige Eröffnungsstück feststand. Die Wahl fiel schlussendlich und zur Zufriedenheit aller auf Anna Gmeyners „Automatenbüfett“, einen der vier Beiträge aus der Kategorie „Komödie“. Es zeigt den Alltag in Seebrücken, einer Kleinstadt gegen Ende der Weimarer Republik. Herr Adam (Marc Fischer) ist ein Mann mit Ideen, der die junge Eva (Nele Sommer) am Selbstmord durch Ertrinken hindert. Er nimmt sie mit in die Gaststätte seiner Frau (Nicole Kersten). In dieser befindet sich das Titelgebende Automatenbüfett, das eine große Attraktion im Dorf ist. Eva wird als Kellnerin eingestellt, von den Frauen kritisch beäugt und von den Männern umschwärmt. Herr Adam bittet sie, sich bei den Herren aus seinem Amateurfischer-Verband für seine Idee einer großen Fischzucht einzusetzen. Eva tut ihm diesen Gefallen und zieht damit die Ablehnung der Ehefrauen auf sich. Weil sie ihn gleich nach der ersten Begegnung abgewiesen hat, macht ihr außerdem Herr Pankraz (Jonathan Schimmer) das Leben schwer. Der junge Mann wohnt auch bei den Adams. Frau Adam umschwärmt wiederum ihn, was er weidlich auszunutzen weiß. Mit Evas Ankunft im Dorf und in der Gaststätte bekommt die gutbürgerliche Fassade des Ortes Risse, die immer tiefer werden und beim Karneval endgültig aufbrechen.
Drei mal vier
Das Stück des Theaters im Bauturm Köln ist äußert unterhaltsam. Getragen wird es besonders vom elfköpfigen Ensemble, das die verschiedenen Charaktere in ihrer Kauzigkeit überzeugend auf die Bühne bringet. Die Schauspieler:innen präsentieren das Stück mit einer großen Portion Ironie, die die Kleingeistigkeit einiger Figuren zeigt. Gleichzeitig sorgen sie immer wieder für geschickte Situationskomik. Dennoch bleiben die Fragen nach dem, was einen Charakter oder ein gutes Leben ausmacht, immer im Hinterkopf. Bereichert wird die Inszenierung zusätzlich durch einige Lieder, die in kölscher Mundart gesungen werden.
Die Privattheatertage zeigen elf weitere Stücke, die sich auf die drei Kategorien „Komödie“, „(Moderner) Klassiker“ und „(Zeitgenössisches) Drama“ aufteilen, welche jeweils vier Stücke beinhalten. Ausgewählt wurden diese von einer Jury aus neun Expert:innen, die durch ganz Deutschland reisten, um sich die Stücke anzusehen, die sich um die Festivalteilnahme beworben hatten. Am 3. Juli findet die Abschlussgala der Privattheatertage statt, dabei werden auch die Monica Bleibtreu Preise in den drei Kategorien sowie ein Publikumspreis verliehen.
Das Programm der Privattheatertage: |
Freitag, 24. Juni 2022 Der Kontrabass – Hofspielhaus München Spielort: Allee Theater, Datum: 24.06.22, 19:30 Uhr Samstag, 25. Juni 2022 Wir, Kinder der Sonne – Rottstr 5 Theater Bochum Spielort: Altonaer Theater, Datum: 25.06.22, 17 Uhr Altes Land – Theaterei Herrlingen Spielort: Harburger Theater, Datum: 25.06.22, 19:30 Uhr Sonntag, 26. Juni 2022 Der Sandmann – Wolfgang Borchert Theater Münster Spielort: Altonaer Theater, Datum: 26.06.22, 19:30 Uhr Dienstag, 28. Juni 2022 MARTHA – Kulturbühne Spagat München Spielort: monsun.theater Gaußstraße, Datum: 28.06.22, 19:30 Uhr Mittwoch, 29. Juni 2022 Keller – Bühne Cipolla Bremen Spielort: Altonaer Theater, Datum: 29.06.22, 19:30 Uhr Donnerstag, 30. Juni 2022 Kitzeleien – Der Tanz der Wut – Kulturbühne Spagat München Spielort: Hamburger Kammerspiele, Datum: 30.06.22, 19:30 Uhr Freitag, 01. Juli 2022 Clockwork Orange – Zentraltheater München Spielort: The English Theatre of Hamburg, Datum: 01.07.22, 19:30 Uhr Samstag, 02. Juli 2022 Die Wahrheiten – Metropoltheater München Spielort: Hamburger Kammerspiele, Datum: 02.07.22, 19:30 Uhr Sonntag, 03. Juli 2022 Gala mit Verleihung der Monica Bleibtreu Preise Ort: Hamburger Kammerspiele |