gesehen: Charleys Tante

Völlige Verwirrung im Park in Brandon Thomas Stück "Charleys Tante". (Foto: Oliver Fantitsch)

Theoretisch ist ein Date heutzutage ziemlich unkompliziert. Man verabredet sich halt und geht ins Kino oder etwas trinken. Eine:n Aufpasser:in werden die meisten nicht haben, höchstens einen abgesprochenen Anruf von Freund:innen, der einen erlöst, sollte das Date komplett in die Hose gehen. Vor nicht allzu langer Zeit sah das aber noch ganz anders aus. Und das stürzt zwei Studenten im Stück von Brandon Thomas in ziemliches Chaos, wie das Ernst Deutsch Theater unterhaltsam zeigt.

Eigentlich hätte an Charleys (Rune Jürgensen) Plan nichts schiefgehen können. Der verwöhnte und versnobte Adlige und sein Freund Jack (Daniel Schütter) wollen sich mit Anny (Kristina Nadj) und Kitty (Roxana Safarabadi) zu einem Rendezvous treffen. Da es die Sitte im England des ausgehenden 19. Jahrhundert gebietet, dass bei solchen Treffen eine Anstandsdame anwesend ist, soll Charleys reiche Erbtante aus Brasilien diese Rolle übernehmen. Damit, dass die Tante kurzfristig absagt, hat keiner gerechnet. Nun muss schnell für Ersatz gesorgt werden.

Also überreden – beziehungsweise erpressen – Charley und Jack ihren Studienkameraden Fancourt (Anton Pleva), die Rolle der reichen Tante zu spielen. Obwohl besonders Charley zunächst entsetzt ist von der Idee, ein „einfacher Metzgerssohn“ solle seine gutgestellte Tante sein, wird der Plan in die Tat umgesetzt. Nur Jacks stets betrunkener Butler Brassett (Peter Albers) weiß von der Verkleidung und lacht sich öffentlich schlapp. Francourt geht nun in seiner Rolle als Tante mehr und mehr auf, sonnt sich in der Aufmerksamkeit der beiden jungen Damen und macht damit Jack und Charley eifersüchtig.

Ein Versteckspiel der besonderen Art

Die feine Ironie, die das ganze Stück durchzieht, wird von den Darsteller:innen, die in ihren jeweiligen (Doppel-)Rollen aufgehen, gekonnt in Szene gesetzt. Die Verführungs- und Flirtversuche, bei den einen unbeholfen, bei anderen kaum versteckt sind ebenfalls sehr unterhaltsam. Und auch die Verwicklungen, die sich im Laufe der Zeit ergeben, schließen sich passend und voller britischem Humor aneinander an.

Denn als zwei ältere Herren, Jacks Vater Francis (Volker Weidlich), ein verwirrter Kriegsveteran mit ziemlichen Schulden und Kittys Vormund Henry (Frank Jordan), der gleichzeitig der Onkel von Anny ist, ebenfalls bei der kleinen Gesellschaft auftauchen und der vermeintlich reichen Tante heftig den Hof machen, gerät die Lage zusehends außer Kontrolle.

Schließlich flüchtet sich die falsche Tante erst mit Kitty und dann mit Anny in ein Gewächshaus im Park, um sich einerseits vor den beiden Männern zu verstecken und die beiden jungen Damen andererseits etwas ‚aufgeklärter‘ wieder zu entlassen.

Eine Schräglage

Nicht nur der Humor in dem Stück ist stellenweise schräg, auch das Bühnenbild ist es. Sowohl der Salon, der im ersten Teil aufgebaut ist, als auch die Wiese im Park im zweiten Teil des Theaterabends haben eine Neigung, was der Bühne eine eigene Tiefe verleiht. Insgesamt ist das Bühnenbild mit viel Geschick und Liebe zum Detail gestaltet. Es stellt nicht nur auf sehr passende Weise den Salon eines bessergestellten Mannes aus dem England des 19. Jahrhunderts und einen schicken Park dar. Das Bühnenbild, ebenso wie die zur Epoche passenden Kostüme, unterstützt das Spiel und hebt die eine oder andere Kleinigkeit augenzwinkernd hervor.

Fazit

Mit „Charleys Tante“ zeigt das Ernst Deutsch Theater ein unterhaltsames Stück, gespielt von einem starken Ensemble, das dem Publikum einige Lacher entlocken kann. Auch wenn der Stoff Geschehnisse aus dem 19. Jahrhundert behandelt und nichts in eine gegenwärtigere Zeit transferiert wurde, ist das Stück für einen entspannten und komischen Theaterabend sehr gut geeignet. Dazu tragen besonderes die schauspielerischen Leistungen von Anton Pleva als Charleys Tante und Peter Albers als Butler Brassett bei, die vollkommen in ihren Rollen aufgehen.

Darsteller:innenPeter Albers, Maria Hartmann, Frank Jordan, Rune Jürgensen, Julia Liebetrau, Kristina Nadj, Anton Pleva, Roxana Safarabadi, Daniel Schütter, Volker Weidlich
RegieAdelheid Müther
BühneKathrin Kegler
KostümeMarie-Theres Cramer

Weitere Informationen und Aufführungstermine findet ihr hier.