An der Universität Hamburg sind am Mittwochmorgen studentische Beschäftigte und wissenschaftliche Hilfskräfte in den Streik getreten. Sie folgen damit einem Aufruf der Gewerkschaften Verdi und GEW zum Solidaritätsstreik mit den des Landes. Diese waren von den Gewerkschaften am Mittwoch zu einem Warnstreik in der aktuellen Tarifrunde aufgefordert worden.
Um kurz vor neun Uhr morgens hatten sich bereits zahlreiche Streikwillige auf dem Campus der Universität Hamburg eingefunden. Laura Six von der Initiative TVStud zeigte sich zufrieden. „Wir wollen den Arbeitgeber:innen heute zeigen, dass entgegen ihrer Aussage dringend Handlungsbedarf besteht“, sagte sie. Außerdem appellierte sie an den Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Die Situation an den Hochschulen sei längst unerträglich geworden. Six rechnete am Morgen damit, dass rund 100 Mitstreiter:innen auf dem Campus zusammenkommen würden.
Unter ihnen war auch Carolin, die seit mehreren Jahren als Tutorin an der Universität tätig ist. „In dieser Zeit habe ich einfach viele Mängel mitbekommen. Ich arbeite oft zehn Stunden, werde aber nur für fünf bezahlt“, erzählt sie. Gewerkschaftsengagement und Streik seien aus ihrer Sicht die einzige Möglichkeit, etwas zu erreichen. „Von Arbeitgeber:innenseite tut sich einfach nichts.“ Sie ist deshalb ebenfalls bei TVStud aktiv. Die Initiative setzt sich dafür ein, dass studentische Beschäftigte auch in den Tarifvertrag der Länder aufgenommen werden, wie es in Berlin bereits der Fall ist. Zu Beginn der Vorlesungszeit hatte die Bewegung gemeinsam mit Unterstützer:innen bereits einen Hörsaal an der Universität besetzt. Inzwischen gibt es ein dauerhaftes Streikcafé.
Gegenseitige Unterstützung und Solidarität
Dass studentische Beschäftigte keinen eigenen Tarifvertrag haben, ärgert auch Merret, die als Hilfskraft in der Staatsbibliothek arbeitet. Mit ihrer Beteiligung am Streik will sie sich aber auch für bessere Arbeitsbedingungen für ihre nach Tarif angestellten Kolleg:innen einsetzen. „Ich habe miterlebt, dass viele nicht wissen, was auf sie zukommt, ob Stellen gekürzt werden“, sagt sie. Auch Moritz findet es wichtig, mit dem Streik Solidarität zu zeigen. „Es ist eine Frechheit, dass wir keinen Tarifvertrag haben.“
Unterstützung bekommen die studentischen Beschäftigten von den Gewerkschaften. „Es ist an der Zeit, dass die Arbeitgeber:innen da nachziehen und die studentischen Angestellten gleichgestellt werden“, sagt Marion, Hochschulmitarbeiterin und Verdi-Mitglied. „Wir arbeiten alle an der Universität und sind aufeinander angewiesen. Deshalb ist es super, dass wir hier heute zusammenstehen.“ Verdi und die Gewerkschaft GEW hatten unter anderem Hochschulbeschäftigte, Angestellte der Staatsbibliothek, aber auch Mitarbeitende von Bezirksämtern, der Sozialbehörde und anderen Landesbetrieben, Vorschullehrkräfte sowie Ergo- und Physiotherapeut:innen an Schulen zum Warnstreik aufgerufen. Die Gewerkschaften fordern fünf Prozent, mindestens aber 150 Euro mehr Gehalt. Außerdem sollen Auszubildende 100 Euro mehr im Monat bekommen und die Übernahmeregelung wieder in Kraft gesetzt werden.
Auftakt zu weiteren Aktionen in der Tarifrunde
In einem Redebeitrag auf dem Campus kündigte eine Verdi-Gewerkschafterin an, die Forderungen zu verschärfen und dabei auch die Anliegen der studentischen Beschäftigten aufzunehmen, wenn es in der nächsten Tarifverhandlungsrunde am 1. und 2. November keine Bewegung gebe. „Wir machen uns warm für einen wahrscheinlich sehr langen Kampf“, sagte sie.
Auch die Initiative Mittelbau, die sich für bessere Arbeitsbedingungen für wissenschaftliche Mitarbeiter:innen unterhalb der Professur einsetzt, sprach vor dem Streik-Café auf dem Campus. „Die Bedingungen, unter denen wir arbeiten, stehen guter Lehre und Wissenschaft entgegen“, betonte eine Rednerin. Sie freute sich über die Solidarität von TVStud und teilte deren Forderungen: „Das sind unsere zukünftigen Kolleg:innen.“
Um kurz nach zehn Uhr setzte sich vom Campus aus ein von der Polizei begleiteter Demonstrationszug in Richtung Gewerkschaftshaus in Bewegung, um zu den streikenden Tarifbeschäftigten zu stoßen. Dort waren weitere Kundgebungen und eine gemeinsame Demonstration geplant. Am Nachmittag wollen Delegierte verschiedener Interessensgruppen ihre Anliegen noch einmal persönlich an den Finanzsenator Andreas Dressel weitergeben – darunter auch Vertreter:innen der Initiative TVStud.