gelesen: Sein oder Totsein

Ein Shakespeare-Sonett mit vertauschten Zeilen und ein Achat stehen am Anfang der neuen Ermittlungen von Robert Mondrian. (Foto: Svenja Tschirner)

Was machen ein eher unbekanntes Sonett von William Shakespeare und ein Achat-Kristall auf der Leiche einer jungen Frau? Das fragt sich neben der Polizei auch der ehemalige Geheimagent und jetzige Buchhändler Robert Mondrian. Er wird von seinem Freund Kommissar Neher um Hilfe bei den Ermittlungen gebeten und macht sich zusammen mit seinen Assistent:innen daran, Licht ins Dunkel dieses Falls zu bringen.

Da die Reihenfolge der einzelnen Sonettzeilen verdreht ist, wird Robert Mondrian als Literaturexperte in die Ermittlungen eingeweiht. Er hatte in einem vorangegangenen Fall der Polizei bereits geholfen. Auch deswegen hätte er sich wahrscheinlich sowieso eingeklinkt. Denn der Achat, der ebenfalls auf der Leiche gefunden wurde, könnte eine Botschaft an ihn sein, ein Echo aus seinem früheren Leben als Geheimagent und eine Erinnerung an den Grund, seinen Dienst dort zu quittieren. Daher versucht er, hinter die Bedeutung des Sonetts zu kommen. Alfons, der Gehilfe in der Buchhandlung und dessen Freundin Marie beginnen derweil, eigene Nachforschungen über die Tote anzustellen.

Nachdem deren Identität geklärt ist, nehmen die Ermittlungen an Fahrt auf, besonders als Robert Mondrian die Botschaft des Sonetts entschlüsseln konnte und langsam beginnt, die Verwicklungen und Hintergründe des Mordes an der jungen Frau aufzudecken.

Ein hoch auf neugierige Nachbarn

Insgesamt spielt das Kleinstadtflair in Jürgen Seibolds Krimi eine mindestens ebenso große Rolle wie die Ermittlungen und die Entschlüsselung des Sonett-Rätsels. Der Autor beschreibt die Entwicklungen und die Atmosphäre in einer klaren Sprache und mit einem immer wieder durchblitzenden Augenzwinkern. Ohne die beiden alten Damen etwa, die in der fiktiven Kleinstadt Remslingen beständig durch ihre Gardinen linsen und die Umgebung genau in Blick haben, hätte das Ermittler:innentrio zwar irgendwann trotzdem die Identität der Toten erfahren, aber einige unterhaltsame Episoden hätten dem Buch gefehlt. Deswegen begrüßen Robert Mondrian und sein Assistent Alfons in ihrer Buchhandlung allerlei gute Bekannte, die alle ihre kleinen Spleens haben. So wie der Puppenspieler von Gegenüber, der sich gemeinsam mit einer Freundin als neuestes Stück ein emanzipiertes Märchen ausdenkt oder die Großmutter der Toten, die in hohem Alter noch sehr rüstig Tourist:innen durch ihre Burg führt. Erwähnenswert sind auch noch Alfons‘ Kakadus Sherlock und Watson, die nicht nur das tägliche Geschäft begleiten.

Fazit

Mit „Sein oder Totsein“ hat Jürgen Seibold einen weiteren munteren Kriminalroman um den Ex-Geheimagenten und jetzigen Buchhändler Robert Mondrian und sein unterhaltsam verpeiltes Gehilf:innenteam geschrieben. Das Buch lädt die Leser:innen auf eine kleine Reise ins fiktive Remslingen und zu den etwas kauzigen Bewohner:innen der Stadt ein. Die Ermittlungen des Trios sind spannend und gleichzeitig mit leichter Ironie beschrieben, ebenso wie die Figuren selbst. Dieser Krimi ist leichte und unterhaltsame Urlaubslektüre, die sich sowohl am Strand als auch auf dem heimischen Balkon entspannt lesen lässt und gleichzeitig eine Liebesklärung an Buchhandlungen und ihre Besitzer:innen.

AutorJürgen Seibold
VerlagPiper
Preis10,00 Euro
Seitenzahl304 Seiten