„Celebration“ – unter diesem Motto feierte die diesjährige Nijinsky-Gala XLVI Musik und Tanz. Mit Ausschnitten aus verschiedenen Choreografien nahmen das Hamburg Ballett und John Neumeier die Zuschauer:innen zum Abschluss der 46. Hamburger Ballett-Tage mit auf eine Reise durch Raum und Zeit.
Zunächst stießen Tänzer:innen des Bundesjugendballetts drei Türen auf der Bühne auf und zeigten die Choreographie „Einsame Verbundenheit“ von Raymond Hilpert. Eindrücklich getanzt erinnerte sie an das Thema des Social Distancing während der Zeit des Lockdowns. Danach folgte ein nächtlicher Tanz, ein Pas de Deux von Silvia Azzoni und Alexandre Riabko zu den Klängen von Frédéric Chopins Nocturne in c-Moll Opus 48.
Zwischen den einzelnen Choreografien moderierte während der gesamten Veranstaltung John Neumeier selbst und berichtete beispielsweise über die Arbeit während des Lockdowns und über die Entstehungen einiger Choreografien.
Einen Ausschnitt daraus zeigten Ida Praetorius, Gasttänzerin aus dem Königlich Dänischen Ballett, und Aleix Martínez: Sie tanzten einen Teil aus „Beethoven-Projekt II“ und verkörperten dabei sowohl die Liebe des bekannten Komponisten zur Musik als auch zu den Frauen.
Es folgten Einblicke in John Neumeiers erstes Corona-Ballett „Ghost Light“. Anna Laudere und Edvin Revazov tanzten ein inniges und dennoch von Verletzlichkeit geprägtes Pas de Deux, zu Klaviermusik von Franz Schubert. Passend zur Eröffnung der Ballett-Tage mit John Neumeiers „Hamlet 21“ präsentierten Astrid Elbo und Ryan Tomash einen Ausschnitt aus seinem Ballett „Othello“. Hier wählte der Choreograf den Moment, in dem der Soldat Othello seiner Frau ein Tuch schenkt und sich ihr gegenüber damit völlig bloß und verwundbar macht. Der zärtliche und liebevolle Tanz, der aber auch die leichte Unsicherheit der beiden Frischvermählten offenlegt, wurde von den Gasttänzer:innen des Königlich Dänischen Balletts voller Wärme und Zuneigung eindrücklich getanzt.
Eine besondere Vielfalt
Durch die vielen verschiedenen Ausschnitte aus Choreografien Neumeiers wurde dem Publikum nicht nur eine tänzerische Vielfalt geboten, die in ihrer Unterschiedlichkeit und Virtuosität beeindruckte, sondern auch eine musikalische. Die Musiker:innen spielten Stücke von Franz Schubert, Frédéric Chopin oder Beethoven und begleiteten und unterstrichen den Tanz und seine Stimmungen durch ihr feinfühliges Spiel.
In Erinnerung an den Komponisten Igor Strawinsky und eine geschätzte Weggefährtin, die in diesem Jahr verstorbene Tänzerin und Ballettmeisterin Colleen Scott, folgten das Pas de Deux „Peter und Igor“ sowie „Wendungen“, mit der Solistin Hélène Bouchet und einem Teil des Ensembles des Hamburg Balletts.
Auf einen eindrücklich getanzten, ernsten und berührenden Ausschnitt aus „Die Glasmenagerie“ einer der letzten ‚normalen‘ Premieren aus dem Jahr 2019, folgte mit „Shall we Dance?“ zur Musik von George Gershwin ein Pas de Deux von Alexandr Trusch und Madoka Sugai ein fröhliches Feuerwerk aus Musik und Tanz, das vor Energie sprühte und ein wenig an die Bühnenunterhaltung des vergangenen Jahrhunderts erinnert.
Der Abschluss der diesjährigen Nijinksy-Gala versammelte in einem Ausschnitt aus „Ghost Light“ noch einmal alle Tänzer:innen des Abends auf der Bühne.
Fazit
Die Nijinsky-Gala bildete einen berührenden und beruhigenden Abschluss der 46. Hamburger Ballett-Tage. Die Gasttänzer:innen des Königlich Dänischen Balletts und das Hamburg Ballett zeigten in der Mischung der Choreografien Spaß und Ernst, Zärtlichkeit und Freude am Tanzen, begleitet, hervorgehoben und unterstützt von den Musiker:innen. Die Nijinsky-Gala zeigte erneut, welche Ausdruckskraft in Tanz und Musik liegen, besonders wenn diese beiden Kunstformen vereint werden.
Ein Meister seines Fachs: Vaslav Nijinsky war ein Tänzer und Choreograf, der schon zu Lebzeiten von seinen Zeitgenossen gefeiert wurde. Er inspirierte verschieden Regisseure und Choreografen zu Stücken über ihn und sein Leben, darunter auch John Neumeier. Die Nijinsky-Gala des Hamburg Balletts bildet jedes Jahr den Abschluss der Hamburger Ballett-Tage. Dabei werden Ausschnitte aus verschiedenen Inszenierungen gezeigt, die auch von Gasttänzer:innen anderen Compagnien dargeboten werden. Die 47. Hamburger Ballett-Tage sollen im kommenden Jahr mit Christopher Wheeldons Inszenierung von Shakespeares „The Winter‘s Tale“ eröffnet werden. Zudem ist ein zweitägiges Gastspiel des polnischen Nationalballetts geplant. Dabei soll Krzysztof Pastors Adaption von „The Tempest“ gezeigt werden.
Darsteller:innen | Ensemble des Hamburg Ballett John Neumeier; Ida Praetorius, Astrid Elbo, Ryan Tomash (Königlich Dänisches Ballett) |
Konzept und Moderation | John Neumeier |
Musik | Pianist:innen: Michal Bialk, Oliver Kern, Hanni Liang; Solo-Violine: Joanna Kamenarska; Flöte: Sara Bellini; Violine: Kaan Alicioglu, Maia Siradze, Annabelle Dugast, Jazeps Jermolovs, Lienite Kostanda; Viola: Thomas Rühl, Kellen McDaniel ; Klavier: Daria Parkhomenko, Violoncello: Hannah Ruschepaul, Yuko Noda, Sebastian Gaede, Marshall McDaniel Rezitation: Isabella Vértes-Schütter |