Nach langer Zeit sehnen sich viele Studierende danach, mal wieder ihre Familie zu besuchen und normalerweise freuen sich Studierende auf Ostern und den Weg in die Heimat. In Coronazeiten freuen wir uns schon lange nicht mehr, während andere Leute nach Mallorca fliegen…
April April?…
Es klingt wie ein schlechter Scherz, wenn man sich wochenlang isoliert, damit sich die Lage bessert und man dann erfährt, dass man wieder nach Mallorca fliegen kann, aber über Ostern nicht seine Familie besuchen soll und teilweise auch gar nicht kann, man schlichtweg die Osterzeit im eigenen Bundesland verbringen soll. Nach einer, Studie der Universität Hildesheim und Frankfurt am Main fühlen sich insgesamt 61 Prozent der Jugendlichen einsam, 64 Prozent fühlen sich teilweise oder voll psychisch belastet. Ich gehöre zwar nicht mehr zu den Jugendlichen, aber auch ich merke, dass ich an eine Grenze stoße und sicherlich bin ich da nicht die Einzige. In den Nachrichten wird selten darüber gesprochen, wie es Student*innen geht oder wie man sie unterstützen kann. Viele haben ihre Minijobs verloren und erhalten kein Kurzarbeitergeld, der Alltag besteht nur noch aus der Uni. Vor allem wenn man alleine wohnt merkt man, wie man vereinsamt. Studierende aus anderen Bundesländern haben ihre Familien seit Wochen oder Monaten nicht mehr gesehen und dennoch scheint man der Lösung kein Stück näher zu sein.
Ganz viel Pech auf einmal
Was für ein Pech muss man haben, wenn man sein Abitur während Corona schreiben muss und dann auch sein erstes Semester an der Universität online verbringt. Im vergangenen Jahr durfte ich schon auf die Mottowoche, den Abistreich und unseren Abiball verzichten. Ziemlich frustrierend, aber damals war ich noch optimistisch, vielleicht würde es im Oktober anders aussehen und ich könnte wenigstens einen normalen Start als Studentin genießen. Heute sitze ich hier mit dem Gedanken, dass auch mein zweites Semester online stattfinden wird. Ich halte mich an alle Regeln und treffe mich kaum noch mit Menschen, ich habe Glück, dass ich zumindest nicht allein wohne. Dass mein zweites Semester genauso verlaufen wird wie mein erstes, lässt mich so langsam verzweifeln und auch anderen Studenten wird es genauso ergehen. Der Alltag in meinem ersten Semester sah eigentlich immer gleich aus. Was hatte ich auch anderes zu tun, außer mir Vorlesungen anzuhören und zu lernen. Als die Tage dann immer dunkler und kälter wurden, wurde es immer schwerer, positiv zu bleiben. Meistens stand ich zehn Minuten vor Beginn meiner Vorlesung vormittags auf und lernte dann bis ich meine nächste Vorlesung hatte. Ich habe versucht mich fit zu halten mit Home Workouts und meine goldene Regel war, mindestens einmal am Tag spazieren zu gehen und rauszukommen. An diese Punkte habe ich mich gehalten und es hat gut funktioniert. Ich konnte so ein wenig Routine und Struktur schaffen, um nicht wahnsinnig zu werden. Gleichzeitig jedoch litt ich unter Kopfschmerzen durchs ständige Sitzen vor dem Computer und verbachte die meiste Zeit zu Hause ohne großen Kontakt zu Anderen – so etwas zerrt auf Dauer auch an den Nerven.
Bin ich wirklich Studentin?
Ich war noch nie in der Universität Hamburg als Studentin. Ich kenne den Campus, weil ich in Hamburg aufgewachsen bin, aber als Studentin war ich noch kein einziges Mal dort. Mit Mühe hatte ich mir zu Beginn andere Studierende gesucht, die im Hauptfach und Nebenfach dasselbe studieren und konnte so zumindest online Kontakte sammeln. Ich dachte immer an den Moment, wenn man die Universität wieder besuchen könne, dass ich dann zumindest nicht allein dastehen würde. Wenn ich dann aber an andere Studenten denke, die es vielleicht nicht so hinbekommen haben im Onlineunterricht Menschen kennenzulernen oder sich eine Routine aufzubauen, werde ich sauer. Sauer darüber, dass über Studenten zu wenig gesprochen wird. Darüber, dass manche vereinsamen und sich alleine fühlen und vor allem sauer darüber, dass es keine Perspektive darüber gibt, wie lange das noch so weitergehen soll. Wie viele andere halte ich mich an die Regeln und das ist auch gut so, aber es ist nicht fair und vor allem auch nicht logisch, dass so mancher seinen Urlaub auf Mallorca plant, während man selbst darüber nachdenken muss, wann man wieder seine Freunde und Familie sehen kann. Ich bin nicht mehr optimistisch, bis Oktober wird es für mich und für viele andere erstmal so weitergehen wie im Semester davor. Ich verstehe, dass diese Maßnahmen wichtig sind und halte es auch für richtig, doch diese Perspektivlosigkeit treibt mich und sicher auch viele andere in den Wahnsinn. Mein früheres Ich würde daran glauben, dass sich alles bessern wird, aber ich möchte mir im Moment lieber keine Hoffnungen machen und einfach abwarten, wann ich endlich zu einer richtigen Studentin werden kann, denn ich fühle mich nicht so als wäre ich eine.