Meike Werkmeisters Bücher sind Wohlfühlromane, mit Sand zwischen den Zehen, Meeresrauschen in den Ohren und kleinen Abenteuern an der Nordsee. Im Frühjahr erscheint der dritte Roman der Hamburger Autorin, die vor ihrer Zeit als Schriftstellerin für Frauenmagazine wie Maxi, Brigitte und Cosmopolitan schrieb. Im Gespräch mit KOPFZEILE erzählt sie von ihrer beruflichen Entwicklung, den Vor- und Nachteilen der Arbeit als freie Journalistin und vom Bücherschreiben während einer Pandemie.
KOPFZEILE: Die Hauptcharaktere in Deinen Romanen sind drei junge Frauen. Sie sind auf der Suche nach sich selbst, der Liebe und einem Ort, wo sie hingehören. Hast Du diese Suche auch durchlebt? Und vielmehr: Bist Du nun, als Autorin mehrerer Romane, angekommen?
Meike Werkmeister: Ich glaube diese Suche kennen tatsächlich sehr viele Menschen. Wo gehöre ich hin, wer will ich sein, wie will ich leben – diese Fragen beschäftigen uns alle. Den oder die passende Partner*in zu finden ist natürlich nicht alles. Es geht darum, herauszufinden, was dich darüber hinaus im Leben glücklich macht. Den Drang zur Selbstverwirklichung meiner Protagonistinnen kann ich absolut nachvollziehen. Ich habe viele Jahre sehr gern als Journalistin gearbeitet. Aber mein großer Traum war schon lange das Bücherschreiben. Mein erster Roman, „Sterne sieht man nur im Dunkeln“, ist letztendlich eine von vielen Ideen, die es geschafft hat, zu einem Buch zu werden.
Lass uns ein paar Jahre zurückspringen. Du hast an der Hochschule Bremen Journalistik studiert. Hat Dich das Studium auf deinen Beruf als Journalistin vorbereitet?
Das Studium hat mir Spaß gemacht, aber entscheidend waren für mich die Praktika in den Semesterferien. Ich habe so viele wie möglich gemacht und zusätzlich immer schon für eine Lokalzeitung und das Radio gearbeitet. Und tatsächlich, für mich hat sich das ausgezahlt: Praxiserfahrung erleichtert den Berufseinstieg, man kann Kontakte knüpfen und ausprobieren, welches Medium eigentlich zu einem passt. Ich habe auch die Arbeit beim Fernsehen und Radio kennengelernt, musste aber feststellen, dass ich eine Print-Frau bin und gerne für Magazine schreiben möchte. Ich mag Texte, die ein bisschen lustig oder gefühlvoll sind, das passt am besten in ein Magazin – oder in meine Romane.
Seit 2010 arbeitest Du als freie Journalistin. Würdest du angehenden Journalist*innen empfehlen, sich selbstständig zu machen?
Grundsätzlich liebe ich das freie Arbeiten. Ich bin flexibel, darf zu Themen arbeiten, die mich interessieren und kann mich auf das Schreiben konzentrieren. Ich würde jedoch dazu raten, nach dem Studium wenn möglich zunächst fest in einer Redaktion anzufangen oder ein Volontariat zu machen. Abläufe in einer Redaktion zu kennen und sich ein Netzwerk aus Kontakten aufzubauen, ist für die freie Arbeit später unglaublich wichtig. Ich habe mich 2010 selbstständig gemacht, seitdem hat sich auf dem Medienmarkt einiges verändert. Redaktionen zahlen schlechter, besonders für Online-Artikel. Um ein festes Standbein zu haben, ist es zum Beispiel hilfreich, Dienste in Redaktionen zu übernehmen. Dort verdient man feste Tagessätze. Man kann auch halbtags in der Öffentlichkeitsarbeit oder der Unternehmenskommunikation tätig sein. Wenn das finanzielle Auskommen gesichert ist, hat man oft mehr Energie und Kreativität für das Schreiben. Immer auf Empfang zu sein für neue Themen ist manchmal anstrengend, aber genau das ist wichtig, um als freie Journalist*in Redaktionen interessante Themenvorschläge machen zu können.
Journalismus, besonders digitaler Journalismus, soll immer aktuell sein. In Redaktionen ist der Zeitplan zumeist recht straff, Abgabefristen sind oft knapp bemessen. Wie gefällt Dir diese Arbeitsatmosphäre?
In Lokalredaktionen habe ich die Stimmung immer als recht vergnügt wahrgenommen. Alle waren mit Spaß bei der Sache, trotz stressiger Phasen. Bei Magazinen, die monatlich erscheinen, habe ich seltener Druck empfunden, man kann sich meist mehr Zeit lassen und sich besondere Formate für die Artikel überlegen. Ich habe im Bauer Verlag volontiert und danach als Redakteurin bei der Wochenzeitschrift Bravo gearbeitet, dort herrschte schon mehr Anspannung. Wenn sich plötzlich ein Star von seiner Freundin trennte, wurde manchmal noch am späten Abend das Cover umgeworfen, und ein neuer Artikel musste her. Da gab es auch Tage, an denen ich nachts um zwölf noch Texte geschrieben habe. In dieser Zeit hat der Job alles eingenommen – das war spannend, aber auch stressig. Ich wusste, dass ich so nicht mein Leben lang arbeiten möchte.
Den Traum zu haben ist die eine Sache, aber sich wirklich hinzusetzten und 400 Seiten zu schreiben, ist eine ganz andere.
Meike Werkmeister, Romanautorin
„Irgendwann möchte ich mal ein Buch schreiben“, denken sicherlich einige Leute. Wie wird aus dem Wunsch Realität?
Dranbleiben. Den Traum zu haben ist die eine Sache, aber sich wirklich hinzusetzten und 400 Seiten zu schreiben, ist eine ganz andere. Man sollte nicht davon ausgehen, vom Bücherschreiben direkt leben zu können, nicht jedes Buch wird ein SPIEGEL-Bestseller und nicht jeder Verlag zahlt einen großen Vorschuss. Ein zweites Standbein sollte man immer haben, gerade auch um den finanziellen Druck herauszunehmen. Als Journalistin bietet es sich eventuell an, zuerst ein Sachbuch zu schreiben. Vielleicht hat man mal einen Artikel zu einem Thema geschrieben, das man gerne ausführlicher behandeln würde. Ein Sachbuch ist ein guter Test, um herauszufinden, ob einem die Langstrecke wirklich liegt.
Angenommen, ich hätte ein fertiges Manuskript in der Schreibtischschublade liegen. Wie finde ich einen Verlag, der es drucken möchte?
Zuerst solltest du dir eine gute Literaturagentur suchen. Dass ein Manuskript ohne Hilfe einer Agentin bei einem Verlag landet und gedruckt wird, ist wirklich die absolute Ausnahme. Wenn man etwa 100 Seiten geschrieben und ein Exposé für das Buch erstellt hat, kann man sich an eine Literaturagentur wenden. Als erfolgreiche Journalistin oder als Blogger kann es aber auch sein, dass du angesprochen wirst. Meine Agentin hatte regelmäßig meine Kolumne in der Zeitschrift Maxi gelesen. Sie hat mich angeschrieben und gefragt, ob ich ein Buch schreiben möchte. Das war eine der schönsten Mails, die ich je erhalten habe.
Bücherschreiben ist ein recht Corona-sicherer Beruf, oder?
Schreiben ist Stimmungssache. Ich schreibe Wohlfühlbücher, bei denen Leser*innen der Realität entfliehen können und es ihnen gutgehen soll. Hierfür brauche ich selbst ein positives Mindset. Das ist mir in diesem Jahr zugegebenermaßen deutlich schwerer gefallen. Manchmal hilft eine Tasse Kaffee und die richtige Musik, um mich in die Welt meiner Geschichten hineinzuversetzen. Aber manchmal muss man einfach raus, etwas erleben, verreisen, Freunde treffen – und all das war in diesem Jahr kompliziert. Außerdem konnte ich mit meinem zweiten Roman „Über dem Meer tanzt das Licht“ leider nicht auf Lesereise gehen. Zum Glück gab es stattdessen einige Online-Lesungen, auch wenn das natürlich nicht dasselbe ist. Ob das bei der Erscheinung meines dritten Buches „Der Wind singt unser Lied“ im Frühjahr möglich sein wird, bleibt abzuwarten. Wenn nicht, wird es wieder Live-Streams geben. Es ist schon toll, was der Buchhandel und manche Blogger sich an alternativen Formaten ausgedacht haben, um zumindest online ein Austausch mit Leser*innen zu ermöglichen.
Was kann man von Deinen drei Protagonistinnen Anni, Maria und Toni lernen?
Von Anni, dass es manchmal hilft, die Perspektive oder den Ort zu wechseln, wenn Situationen ausweglos erscheinen. Wer unzufrieden ist, muss das nicht immer still aushalten, sondern sollte mutig sein und etwas ändern. Marias Geschichte zeigt, dass Fehler zum Leben dazugehören, man trotz oder gerade wegen dieser sein Glück finden kann. Und Toni, die in meinem neuen Roman die Hauptfigur sein wird, muss erst herausfinden, wo sie herkommt, um zu begreifen, welchen Weg sie in Zukunft gehen will.