gelesen: Das Geheimnis von Dower House

Privatdetektiv Nigel Strangeways ermittelt im Mord des Fliegerasses Ferguson O'Brien. Foto: Svenja Tschirner

Der Privatdetektiv Nigel Strangeways wird darum gebeten, auf den Gastgeber einer Weihnachtsfeier aufzupassen. Dieser erhält Morddrohungen per Post und der Verfasser muss unter den Gästen seiner Feier sein. In seinem Roman spinnt Nicholas Blake ein Netz aus Rache und Gefühlen.

Ferguson O’Brien ist ein in der Öffentlichkeit beliebtes und von Mythen umranktes Fliegerass. Mythen haften vor allem an ihm, weil keiner etwas über seine Vorkriegsvergangenheit weiß. Er tauchte mit Beginn des ersten Weltkriegs beim Militär auf und wurde zu einem brillanten Piloten. Nachdem er nun Drohbriefe erhält, die seinen Tod am zweiten Weihnachtsfeiertag ankündigen, bittet er Nigel Strangeways auf ihn und seine Partygesellschaft aufzupassen. Denn der oder die Täter*in muss unter den geladenen Gästen sein.

Und so nimmt dieser Fall seinen Lauf, den Cecil Day-Lewis unter seinem Pseudonym Nicholas Blake, bereits vor fast 90 Jahren zu Papier brachte. Dieses Buch ist eine Neuauflage des Romans.

In Dower House kann Nigel Strangeways den Tod des Fliegerasses nicht verhindern, obwohl er alle anwesenden Gäste und die Beziehungen untereinander genauestens untersucht hat und kennt. Obgleich das Ableben O’Briens zunächst nach einem Selbstmord aussieht, nimmt er mit der örtlichen Polizei gemeinsam die Ermittlungen auf und versucht, hinter die Todesumstände zu kommen. Während die Untersuchungen laufen, bleibt es allerdings nicht bei dieser einen Tat. Der Diener O’Briens wird schwer verletzt und ein weiterer Gast der Gesellschaft vergiftet.

Ein Geflecht aus Beziehungen

Alle Personen, die O’Brien zu seiner Weihnachtsgesellschaft einlud, wurden nicht nur alle in seinem recht neu aufgesetzten Testament bedacht. Sie kennen sich auch untereinander, was die Gefühle füreinander immer wieder hochkochen lässt. Unter den Gästen ist ein Geschwisterpaar, sie liebte O’Brien und erbt recht viel von ihm. Ihr Bruder ist ein Banker, der derzeit Geldsorgen hat und somit ein Motiv.

Zudem ist eine sehr anziehende, aber nicht zwingend ehrliche Dame zu Gast, die die Geliebte des Fliegers war, von ihm aber abserviert wurde. Sie ist aber nicht nur die Ex-Geliebte des verschiedenen Gastgebers, er hatte sie zudem dem Banker ausgespannt.

Ihr ebenfalls bekannt ist der Clubbesitzer. Dieser wird nicht nur im Laufe der Weihnachtsfeiertage ermordet, er wird zudem verdächtigt gemeinsam mit der attraktiven Dame einige ihrer verflossenen Gespielen erpresst zu haben.

Diese bunte Ansammlung von Gästen wird noch von einem Professor aus Oxford ergänzt, der Nigel Strangeways bestens bekannt ist – er war zu Studientagen sein Dozent.

Eine Handvoll Motive

Die illustre Schar von Gästen steuert einiges an möglichen Motiven für einen Mord an O’Brien bei. Da wären zum Beispiel das dringend benötigte Geld aus der Erbschaft für den Bankier, verschmähte Liebe durch die ehemalige Gespielin, aber besonders Rache. Dieses Motiv legen die drei Briefe sehr eindringlich offen, derentwegen O’Brien sich überhaupt erst dazu entschied, Nigel Strangeways zu sich ins Dower House zu bitten. Aber trotz dieser Fülle von Verdächtigen und Motiven braucht es einige Ausflüge zu ehemaligen Soldaten und nach Irland, O’Briens Herkunftsland, um Licht in das Dunkel um den Tod des Fliegerasses zu bringen.

Alle Charaktere, die in „Das Geheimnis von Dower House” eine Rolle spielen, haben ihre eigenen kauzigen, vielleicht auch typisch britischen Eigenschaften und machen sich ebenfalls den trockenen Humor gerne zu eigen, der den Brit*innen nachgesagt wird. Dieser kommt dabei nicht nur in den Dialogen der Figuren zum Tragen, der Autor lässt auch sonst gerne die ein oder andere Spitze fallen.

Fazit

Das Spiel um Rache und Intrigen, das Nicholas Blake entrollt, wartet nicht nur mit interessanten Figuren und einigem Wortwitz auf. Am Ende ist doch alles ein bisschen anders als es scheint. Aber gleichzeitig so, wie man es eventuell und mit ein bisschen Lesen zwischen den Zeilen flüchtig vermutet haben könnte.

„Das Geheimnis von Dower House“ ist ein guter Roman, um die Winter- und Weihnachtstage gemütlich bei Tee, Kerzenschein und ein wenig Detektivarbeit zu genießen.

AutorNicholas Blake
VerlagKlett-Cotta
Preis15,00 Euro
Seitenzahl336 Seiten