0:6 verlor die deutsche Nationalmannschaft am letzten Dienstag gegen Spanien. Der mutlose Auftritt passt in das Gesamtbild, das „Die Mannschaft“ aktuell abgibt. Denn was nach der sportlichen Blamage in den Diskussionen oft vergessen wird: Auch außerhalb des Felds gibt der DFB kein gutes Bild ab.
Ach, was war das damals noch schön. 2014 lag sich eine ganze Nation in den Armen. Erst ein legendäres 7:1 im WM-Halbfinale gegen Brasilien und dann der Titelgewinn in der Verlängerung gegen Argentinien. Aber wie es so ist bei einer rauschenden Party. Irgendwann kommt der Kater. Und so war es dann spätestens 2018. Deutschland, der amtierende Weltmeister, verliert gegen Mexiko und Südkorea und fliegt schon in der Gruppenphase aus dem Turnier. Doch normalerweise hat man, nachdem der Kater überstanden, ist Bock auf die nächste gemeinsame Party. Und hier beginnt die Metapher zu haken.
Mildernde Umstände
Eins muss man dem DFB vielleicht eingestehen: Viele gute Gelegenheiten, sich nach der WM als geläutert zu präsentieren, gab es nicht. Siege in der EM-Qualifikation gegen Estland, Weißrussland oder Nordirland interessieren geschweige denn überzeugen wohl nur die hartgesottensten Anhänger. Die Nations League mit stärkeren Gegnern, aber als gefühlt hundertster Wettbewerb, um noch ein bisschen Geld reinzubringen, galt unter vielen Fans schon vor Corona als unnötiger Wettbewerb. Dass nun trotz der Pandemie entschieden wurde, die Spieler auch in diesem Wettbewerb weiter quer durch Europa reisen zu lassen, wirkt komplett absurd und zeigt: Bis zu einem gewissen Grad ist der Verband auch nur Teil eines Geschäftes, in dem ganz grundsätzlich einiges verkehrt läuft.
Seitenwahl
Wenn man Teil dieses kränkelnden Fußballgeschäftes ist, hat man als DFB allerdings auch immer mindestens zwei Möglichkeiten, damit umzugehen. Man kann sich nur mit Mitgliedern des eigens organisierten Fanclubs umgeben oder man stellt sich auch dem Dialog mit nationalmannschaftskritischen Fußballfans. Man kann einen gut inszenierten Auftritt zur besten Sendezeit bei Günther Jauch organisieren oder man geht zu Amateurvereinen und spendet dort ohne großes Rampenlicht Geld für die klammen Vereinskassen. Man kann der Männernationalmannschaft weiter wesentlich mehr Lohn zahlen als dem Frauennationalteam oder beiden wie in England oder Brasilien dieselben Prämien ausschenken. Man kann den im Profifußball üblichen Weg gehen oder überraschen.
Taten statt Hashtags
Überrascht wurden deutsche Fußballfans vom DFB in den letzten Jahren, wenn jedoch hauptsächlich von Hashtags ohne Vokalen (#ZSMN), Slogans oder sonstigen PR-Kampagnen. Statt sich von der stetigen Kommerzialisierung des Fußballs abzuheben und so herauszustechen, ging es darum, die Marke „Die Mannschaft“ zu etablieren. Das ist besonders deshalb schade, weil es in der heutigen Zeit so wichtig und einfach wäre, bessere Botschaften zu verbreiten. Die Funktionäre des DFB könnten sich, wenn sie nicht gerade im Flieger von Stuttgart nach Basel sitzen, für mehr Nachhaltigkeit, beispielsweise beim Merchandising einsetzen. Sie könnten durch niedrige Ticketpreise oder kostenlose Tickets zumindest für neunzig Minuten Menschen unterhalb der Armutsgrenze ermöglichen, an gesellschaftlichen Ereignissen teilzuhaben. Sie könnten mit konkreter Unterstützung von Integrationsstätten und Vereinen das Thema Diskriminierung angehen und mit deutlichen Statements und noch mehr Kampagnen zusätzlich untermauern.
Winter is Coming
All das könnte seitens des DfB für ein besseres, glaubwürdigeres Image getan werden. Die Alternative wäre, sie machen weiter so wie bisher und hoffen einfach darauf, dass bei der nächsten Party im Sommer wie sonst auch immer alle am Start sein werden.
Doch selbst wenn das noch einmal funktionieren sollte. Die „Party“ darauf findet im Winter statt und der Gastgeber heißt Katar.
Spätestens bis dahin sollten sich Bierhoff, Keller und Co. vielleicht eine neue Marketingstrategie nachdenken.
Wie wäre es mit #HLTNG.