gelesen: Goldjunge

Ludwig van Beethoven, Pianist und Komponist, ist bis heute weltberühmt. Foto: Svenja Tschirner

Seine Musik ist weltberühmt, die neunte Sinfonie ist Grundlage der Europahymne. Fast ebenso berühmt wie seine Werke ist auch die zunehmende Taubheit Ludwig van Beethovens. Diese hielt ihn aber nicht vom Komponieren und Dirigieren seiner Werke ab. In diesem Jahr wäre Beethoven 250 Jahre alt geworden.  Mikael Ross‘ neue Graphic Novel ist diesem Jubiläum gewidmet.

Es ist der Winter des Jahres 1778, Schnee liegt auf den Feldern vor Bonn, der etwa siebenjährige Ludwig van Beethoven ist mit seinen jüngeren Brüdern draußen beim Spielen. Er kommandiert die beiden herum und legt sich schließlich noch mit drei größeren Jungen an, die ihn und seine Brüder hänseln.

So beginnt Mikael Ross seine Erzählung über die Kinder- und Jugendjahre des musikalischen Genies. Dabei fertigt der Zeichner in seinen Bildern und Textblasen von Beginn an ein Bild des Jungen, das einige der ihm nachgesagten Eigenschaften schnell deutlich werden lässt: Schon in jungen Jahren ist Beethoven herrisch und aufbrausend, gleichzeitig aber ist die Musik sein Zufluchtsort – besonders seine eigenen Kompositionen.

Das Talent des jungen Beethoven wird von einem Bekannten seines Vaters, Herrn Pfeiffer, erkannt als ihm Beethoven eines seiner eigenen Werke vorspielt. Sein Vater, Hoftenor des Kurfürsten, hält die Stücke des Sohnes jedoch für „Unfug“. Er will, dass der junge Ludwig Musik von Mozart und anderen Komponisten spielt.

Gegen den Willen des Vaters nimmt des etwa siebenjährige Ludwig van Beethoven zunächst bei Herrn Pfeiffer Unterricht. Später lernt er durch Zufall die Familie von Breuning kennen, die ihm eine Studienreise nach Wien ermöglicht, wo er bei Wolfgang Amadeus Mozart Unterricht nehmen will.

Von Bonn nach Wien und zurück

In Wien angekommen trifft Beethoven schließlich durch Zufall auf Mozart, nicht aber ohne sich auf der Fahrt eine bleibende Magenverstimmung zugezogen zu haben. Kaum ist er jedoch richtig in der österreichischen Hauptstadt angekommen, erreicht ihn aus Bonn die Nachricht, seine Mutter sei erkrankt und er reist zurück in seine Heimatstadt.

Hier lernt er den bekannten Komponisten Joseph Haydn kennen, bei dem er ebenfalls Unterricht nimmt, wozu Beethoven und Haydn erneut nach Wien reisen.

Mikael Ross lässt in den musikalischen Werdegang Beethovens auch die Entwicklung der Charakterzüge immer wieder einfließen. Neben dem aufbrausenden Jungen und jungen Mann zeichnet Ross auch einige der ersten von vielen Begegnung und (unglücklichen) Lieben zu Frauen des musikalischen Genies. Auch die immer wiederkehrenden Magenverstimmungen und die Probleme Beethovens mit seinem Gehör greift er auf. Die letzten Bilder des Buches halten die Gehörprobleme besonders intensiv fest, es strömen dunkle Klangformationen aus seinen Ohren.

Ein Feuerwerk aus Farben

Ein besonderes Augenmerk gilt der Musik Beethovens. Immer wieder spielt er diese in der Graphic Novel. Sobald die Musik erklingt, lässt Mikael Ross dem bespielten Instrument eine Flut von Farben und Formen entsteigen, die Beethovens Zuhörer*innen in sich aufnehmen, forttragen, schweben lassen oder ihnen verschiedene Bilder vor das innere Auge zeichnen.

Diese Farbströme zeigen einerseits Interpretation und Empfindungen des Zeichners zu Beethovens Musik, andererseits heben sie seine Kompositionen auf visuelle Art und Weise hervor und lassen spontan Elemente aus Beethovens Stücken vor dem geistigen Ohr erklingen, ohne das man sich dabei auf eines seiner Werke festlegen müsste.

Die Zeichnungen der Graphic Novel insgesamt sind sehr gefällig und lassen Beethoven und seine Mitmenschen über die Seiten reisen, musizieren und leben. Der Komponist selbst scheint dabei im Lauf der Geschichte, auch äußerlich, am wenigsten zu altern.

Die Farben der Bilder sind zu großen Teilen eher in Pastelltönen gehalten. Verschiedene Gemütsregungen der Charaktere zeigt Mikael Ross besonders durch die Gesichter, die dann auch ihren Farbton entsprechend der Gefühle ändern können, gelegentlich wandeln sich auch die Konturen der Köpfe insgesamt, bei besonders intensiven Regungen.

Fazit

Mit „Goldjunge“ hat Mikael Ross eine Graphic Novel geschaffen, die auf unterhaltsame und visuell ansprechende Weise das Leben des jungen Ludwig von Beethoven zeigt. Dabei geht es nicht nur um die Musik des Genies und den Effekt, den diese auf die Zuhörenden damals und heute gehabt haben und haben dürfte, sondern auch um die Entwicklung seines Charakters.

Neben den Konzerten, die im Beethovenjahr 2020 und auch 2021 zu Ehren des Geburtstagskindes gespielt werden, ist „Goldjunge“ ein weiteres würdiges Geschenk zu einem 250sten Geburtstag.

AutorMikael Ross
Verlagavant-verlag
Preis25,00 Euro
Seitenzahl192 Seiten