gesehen: Spuk auf Steuerbord

Rebecca und Florian suchen den "Holländer", eine Geistergestalt. Foto: Inken Rahardt

Seemannsgarn wird gesponnen, seit die Menschen zur See fahren. So ist es auch kein Wunder, dass auf der MS Opera plötzlich eine Geistergestalt, „der Holländer“, erscheint. Aber gibt es ihn wirklich? Dieser Frage will die ehemalige Polizistin Rebecca, jetzt Chef-Stewardess auf dem Schiff, nachgehen. Und so sticht die MS Opera in See und Spuk auf Steuerbord feiert im Opernloft Premiere.

Nachdem Rebecca (Rebecca Aline Frese) ihren Job bei der Polizei an den Nagel gehängt hat, ist sie zusammen mit dem Entertainment-Offizier Florian (Lukas Anton) an Bord der MS Opera für die Unterhaltung der Gäste zuständig. Da sich die beiden recht eigenwilligen Charaktere aber nur sehr langsam füreinander erwärmen können, müssen sie von der Capt’n (Amy Brinkmann-Davis) immer wieder ermahnt werden, ihren eigentlichen Aufgaben nachzugehen, anstatt sich immer wieder Sticheleien an den Kopf zu werfen. Aber das natürlich nur tagsüber. Denn während Florian nachts schläft, wenn auch nicht unbedingt in seiner Kabine, sucht Rebecca einen blinden Passagier.

Kurz nach der Abfahrt des Kreuzfahrtschiffes aus dem Hamburger Hafen soll jemand über Bord gegangen sein. Doch angeblich waren bei einer Passagierzählung alle Gäste an Bord. Weil sich der Verdacht also nicht bestätigt wittert die ehemalige Polizistin Rebecca nun ein Verbrechen. Und so schleicht sie nachts über das Deck der MS Opera und überrascht tatsächlich einen fremden Mann im dunklen Umhang, dessen Auftreten von geisterhaft grünem Licht und Rauch begleitet wird. Ist das der Holländer – eine Sagengestalt? Oder ist es Florian, der ihr einen Streich spielen will? Oder hat sie einfach zu viel Wagner gelesen und gehört und sieht jetzt den Kapitän aus dessen Oper „Der fliegende Holländer“?

Eine klare Antwort darauf findet sie nicht. Auch nicht, als Rebecca nach einem kräftigen Saufgelage mit Florian in der zweiten Nacht ein trauriges Lied des Seemanns hört, dessen Gesang sie schon in der ersten Nacht vernahm. Sie ist am nächsten Morgen zu verkatert, um sich an viel erinnern zu können. Florian versucht jedoch sein Bestes, noch Licht ins Dunkel der Geschichten um den einsamen Seemann zu bringen.

Von Hamburg nach Harwich – vom Schlager bis zur Arie

Noch bevor die MS Opera ablegt, macht Entertainment-Offizier Florian ihrem Namen alle Ehre. Er dekoriert das Schiff und schmettert dabei „Einmal noch nach Bombay“. Es folgt ein bunter musikalischer Reigen von Schlagern zu Musicalstücken, über Filmmusik und Operette bis hin zu Opernarien von Wagner, Mozart und Rossini. Mal als Teil der Bordunterhaltung werden Liebesduette gesungen, mal singen Rebecca oder Florian einzeln, ebenso wie der Holländer, der in „Die Frist ist um“, sein Schicksal beklagt.

Immer wieder kommen Rebecca und Florian auf die beiden Wagneropern „Tristan und Isolde“ und „Der fliegenden Holländer“ zu sprechen. Sie singen nicht nur einige Passagen daraus und erzählen die Handlung, auch die musikalischen Motiven aus dem „Fliegenden Holländer“ ziehen sich auch durch die ganze Krimioper. Begleitet werden Rebecca und Florian dabei vom Capt’n am Klavier und von Krzysztof Gediga am Akkordeon.

Schlicht, aber wirkungsvoll

Das Bühnenbild besteht aus zwei Decks, die über eine Treppe miteinander verbunden sind. Auf dem oberen Deck steht zudem ein Liegestuhl. Beide Decks und auch das Relingstück am Bühnenrand sind mit vielen kleinen Flaggen mit Hamburger Wappen dekoriert und werden noch um weitere Fähnchen und eine Girlande ergänzt, die Florian während des ersten Liedes dazu schmückt. Auf dem unteren Deck steht zudem noch eine Truhe, aus der die Requisiten für das Unterhaltungsprogramm der Gäste geholt werden. Hinter der Truhe sind drei Bullaugen, die zu Rebeccas Kabine gehören. Ebenso wie das Bühnenbild passen auch die Kostüme der drei Darsteller*innen zur See, sie tragen typische Crew-Uniformen: dunkelblaue Hosen, weiße Hemden mit Schulterklappen und Kapitänsmützen.

Über dem Oberdeck wird zudem auf einer Leinwand immer der passende Hintergrund eingeblendet. Mal sind dort die Lichter der Reeperbahn zu sehen, mal das Meer, bei Tag und bei Nacht oder nur der Sternenhimmel. Hier werden auch die leicht angepassten Texte der italienischen Arien eingeblendet. Auch das Licht spielt eine eigene Rolle. Es setzt nicht nur den Holländer geisterhaft in Szene, sondern auch die Liebesduette des Unterhaltungsprogramms.

Fazit

„Spuk auf Steuerbord“ bietet mit seinem bunten Reigen von Stücken der verschiedensten Genres einen musikalisch gelungenen Abend. Die beiden Hauptdarsteller*innen Rebecca Aline Frese und Lukas Anton zeigen sowohl gesanglich als auch schauspielerisch, das auf einer so kurzen Überfahrt nicht nur gute Unterhaltung geboten wird, sondern auch viel passieren kann und scheuen nicht davor zurück, sich gegenseitig aufs Korn zu nehmen.

Die instrumentale Begleitung mit Klavier und Akkordeon passt ebenso gut zum Setting dieser Krimioper wie Kostüme und Bühnenbild. Die Instrumentalmusik bietet eine gute Grundlage für gesanglichen Entfaltung der beiden Darstellenden.

Insgesamt präsentiert das Opernloft mit „Spuk auf Steuerbord“ ein Stück für einen launigen und unterhaltsamer Abend, der zwar nicht viel Tiefgang hat, aber dafür mit einer großen musikalischen Vielfalt aufwarten kann und durch gelungenes Schauspiel Spaß macht.

Darsteller*innenRebecca Aline Frese
Lukas Anton
Amy Brinkmann-Davis
MusikAmy Brinkmann-Davis (Klavier, Leitung und Arrangements)
Krzysztof Gediga (Akkordeon)
RegieKollektiv “Schlagobers”
Bühnenbild und VideoHans Winkler
Dramaturgie und KostümHannah Schlags

Weitere Informationen findet ihr hier.